Wir sind dankbar, fällt der Regen immer häufiger, die Hitze und der Staub werden weniger. Mensch und Natur atmen durch und alle Pflanzen erwachen zu neuem Leben.
Bald ist das Schuljahr fertig, das zweite seit sieben Jahren, das ohne nennenswerten Ausfall durchgeführt werden konnte. Ob dies gute Früchte der Übergangsregierung sind? Auch in unserer Werkstatt, wo wir eine Ausbildung für Auto- und Landmaschinenmechaniker anbieten, war es ein intensives und gutes Jahr. Wir konnten direkt hinter der Werkstatt Land kaufen und zwei Schulzimmer bauen, denn der Platz wurde für die 27 Lernenden zu knapp!
Ans Herz gewachsen
Bald werden elf junge Männer ihre Ausbildung nach drei Jahren bei uns abschliessen. Es ist ermutigend, mit ihnen unterwegs zu sein, da die meisten motiviert dabei sind und sowohl beruflich als auch persönlich viel gelernt haben. Wir haben sie liebgewonnen und werden sie vermissen!
Unsere Lernenden sind oft Schüler, die die Prüfung des 10. Schuljahrs nicht bestanden haben. Somit ist ihnen der Weg zu einer Universität versperrt, und auch für die staatliche Berufsausbildung wurden die Aufnahmekriterien strenger. Trotzdem gehören unsere Lernenden schon zu den überdurchschnittlich Gebildeten. Die Analphabeten-Quote lag 2020 bei 58,8 %. Nur etwa 50 % der Kinder werden überhaupt eingeschult und das schulische Niveau ist generell sehr tief. Die meisten unserer Lernenden haben schon viel Leid erlebt, indem sie zum Beispiel nahe Familienmitglieder verloren haben. Vieles in ihrem Leben ist unstet und unsicher. Trotzdem sind sie oft fröhlich und in vieler Hinsicht ein Vorbild für uns!
Die grosse Herausforderung wird nun sein, gemeinsam mit jedem der Absolventen einen Arbeitsplatz zu finden, wo er gefördert wird und wirklich arbeiten kann.
Zwei von ihren erzählen nachfolgend von ihren Träumen und anschliessend berichtet Denis, ein Kurzzeitmitarbeiter, wie er seinen Einsatz erlebt:
Nachdem ich die Prüfung des 10. Schuljahres nicht bestanden habe, verbrachte ich ein Jahr entmutigt zu Hause. Dann hörte ich von der Ausbildung der MPA (Mission Philafricaine, so heisst SAM global in Guinea). Mein grosser Wunsch war es schon lange, Lastwagen fahren zu können. So dachte ich, wenn ich Landmaschinen fahren und reparieren kann, dann wäre das ein guter Schritt hin zur Erfüllung meines Traumes. Seit ich hier bin, werde ich gefördert und ich merke, dass man uns wirklich gut ausbilden will. So habe ich den Mut nie verloren. Ich möchte der MPA sehr danken für alles, was ich hier gelernt habe. Es wird mich weiterbringen!
Jean T., 24 Jahre, 3. Lehrjahr
Nun bin ich bald am Ende meiner Ausbildung zum Automechaniker. Mein grosser Wunsch ist es, selbst einmal eine Garage zu führen und das, was ich hier gelernt habe, anzuwenden. Doch zuerst will ich mich weiterbilden, denn allein eine Autowerkstatt zu leiten, ist schwierig. Maître Emanuel hat mir geholfen, eine Stelle in Conakry zu finden, wo ich mich auf Auto-Klimaanlagen weiterbilden kann. Ich hoffe, dass mein Traum später Realität wird!
Michel M., 23 Jahre, 3. Lehrjahr
Sie überraschen immer wieder
Die Reparaturen von Fahrzeugen gestalten sich hier in Guinea schwierig. Es fehlt nicht nur an Wissen und Praxiserfahrung, sondern an vielen anderen Dingen wie beispielsweise gutem Werkzeug, das nicht bei normalem Betrieb bald kaputt geht. Die Lernenden machen einen interessierten Eindruck und haben einen grossen Wissensdurst. Zu Beginn schätzte ich das Wissensniveau als sehr tief ein, doch immer wieder erstaunen mich die Lernenden mit ihrem Wissen. Es ist schwierig abzuschätzen, wieviel ein Lernender weiss und wie er das mit der Praxis verbinden kann. Die Unterschiede sind massiv. Die Arbeiten werden trotz der schwierigen Umstände und vielen Improvisationen gut erledigt. Diese Ausbildung hier verbessert meiner Meinung nach nicht nur das Leben der einzelnen Lernenden, sondern bringt dem ganzen Land in Zukunft viele zusätzliche Möglichkeiten und eine höhere Qualität der Arbeiten.
Denis S., Lastwagenmechaniker
Investition und Bereicherung
Als Team erlebten wir in den letzten Monaten ein Kommen und Gehen. Insgesamt haben sechs junge Menschen bei uns einen Kurzzeiteinsatz gemacht. Die meisten engagierten sich in der Berufsausbildung mit Emanuel. Aber auch ich, Renate, bekam Unterstützung im Unterricht für die Frauen und ihren verschiedenen Arbeiten mit den Heilpflanzen. Es war eine schöne und abwechslungsreiche Zeit und wir sind dankbar für die Wegstrecke, die wir miteinander gehen durften. Die jungen Menschen gehen immer bereichert mit vielen neuen Erfahrungen zurück. Vielleicht gibt dieser praktische Einblick dem einen oder anderen den Anstoss zu einem:
Langzeiteinsatz?
Ende Juli wird Denis S. als vorläufig letzter Kurzzeitmitarbeiter abreisen und wir werden anschliessend bewusst eine Zeit nur wir beide hier arbeiten. So können wir uns auf unsere Arbeiten konzentrieren, ohne immer wieder neue Leute in die Kultur einzuführen und für sie verantwortlich zu sein. Wir sind dankbar, nun schon seit sieben Jahren hier in Kissidougou zu arbeiten. Die andere Kultur und die Armut bleiben eine Herausforderung, so wie auch das Vermissen unserer Familie und Freunde. Doch zu wissen und erleben, dass wir von Gott hierher geführt wurden und die Freude an unserer Arbeit ist ein grosses Geschenk. Wir bedanken uns ganz herzlich für euer Interesse an unserer Arbeit und für alle Unterstützung.
Renate & Emanuel Wieland
Wir suchen dringend neue Langzeitmitarbeitende. Bitte meldet euch!