Burkina Faso

Gute Zusammenarbeit, Einsatz mit Herzblut

11.2.2025
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10
Min.
Die beiden Landwirtschafts-Experten aus der Schweiz sprechen mit zwei einheimischen Mitarbeitenden.

Vom 21. bis 30. Oktober 2024 reiste ich, Andreas Zurbrügg, zusammen mit der beiden Landwirtschafts-Experten Nathanael F. und Hansjörg M. nach Burkina Faso, um unsere Projekte zu besuchen.

Das Land leidet weiterhin unter dem starken Druck der islamistischen Terrorgruppen. Die Armee verzeichnet punktuell kleine Erfolge, so dass einige Vertriebene in ihre Dörfer zurückkehren können und auch vereinzelt wieder eine Schule aufgeht. Dies wird meist gross in den Medien kommuniziert, was Hoffnung weckt. Die meisten leiden aber stark. Wer nicht in eine grössere Stadt geflohen ist, muss den Unterdrückern pro Familienmitglied eine Kopfsteuer in der Höhe eines Minimallohnes abgeben. Was geerntet wird, wird vielerorts sogleich beschlagnahmt. Viele bebauen daher keine Felder mehr, was die Menschen von Hilfe von aussen abhängig macht.

Nathanael, Hansjörg und Andreas mit dem Team der EE/SIM

Trotz widriger Umstände helfen und ermutigen

Die Kirche EE/SIM leidet stark unter dem Terror. Mehr als die Hälfte der Gemeinden sind geschlossen. Über 600 der rund 1’000 Pastoren haben ihre Gemeinden verloren. Dank der kircheneigenen Hilfsorganisatin CADI konnten 60 Familien erfolgreich eine einkommengenerierende Arbeit starten. Dies wird von den Betroffenen sehr geschätzt. Die meisten «geschäften» auch erfolgreich. CADI verteilt zudem regelmässig Nahrungsmittel und Hygieneartikel an die Vertriebenen. Am Evangelischen Zentrum für transkulturelle Arbeit CEFM werden nächstes Jahr nochmals Pastoren für den transkulturellen Auftrag von Jesus Christus sensibilisiert. Dies, weil die Kirche aufgrund der Unsicherheit, aber auch aufgrund der Finanzlage nur wenig neue Einsatzleistende aussenden kann. 2024 waren dies zwei Familien. Ermutigt hat uns zu hören, dass vier Gemeinden auf eigene Initiative je eine Familie in den transkulturellen Dienst entsandt haben. Die Sensibilisierungsarbeit bei den Pastoren scheint bereits Frucht zu zeigen. Ab 2026 sollen am CEFM wieder transkulturelle Einsatzleistende geschult werden können.

Gute Zusammenarbeit im ProAGRO

Das Projekt zur Ertragssteigerung auf kleinen Anbauflächen (PARA-PS) hat seine Begünstigtenzahl von 275 (2023) auf 518 fast verdoppelt. Bis Ende Jahr sollen 750 erreicht werden. Sowohl die Vertriebenen (PDI) als auch ihre Gastgeber bestätigen, dass ihre Erträge dank der Schulung und der Betreuung durch Wity-Agro verdoppelt bis verdreifacht wurden. Die Felder und Gärten haben sich gut entwickelt. Im Testgelände der Partnerorganisation Wity-Agro wird weiter an den Bio-Düngern und -Insektiziden geforscht, um diese an die lokalen Bedingungen anzupassen.

Hühnermist und Gartenwerkzeug für eine bessere Ernte

Ein Höhepunkt auf unserer Reise war die Übergabe von Gartenwerkzeug an rund 80 begünstigte Familien. Viel Prominenz war vor Ort. Die Verteilung dieses Materials ist im Vergleich zur Ausbildung und zur Begleitung nur ein kleiner Beitrag im ganzen Projekt, sie ist aber sehr praktisch und konnte medienwirksam umgesetzt werden. Mich hat gefreut zu sehen, wie politische Verantwortungsträger sowie Vertreter/innen anderer Hilfsorganisationen die Arbeit kannten, sie wertschätzen und moralisch unterstützten. Die Zusammenarbeit unter den verschiedenen Akteuren funktioniert gut.

Übergabe von Gartenmaterial an rund 80 begünstigte Familien

Per Bus fuhren wir nach Bobo Dioulasso, wo wir von Danielle und Pierre K. empfangen wurden. Die Herausforderung auf der Wêndbenedo-Ranch ist es, motivierte Mitarbeitende zu finden, die sich in Permakultur ausbilden lassen wollen. Eric und seine Frau sind aktuell das einzige Paar in Ausbildung. Eric hat die Vision, Permakultur in seinem Dorf umzusetzen und hat bereits viel Erfahrung in agroökologischen Techniken. Was ihn besonders ansprach, war der Bezug der Permakultur zu biblischen Grundlagen und Werten. Neu für uns war die Vision eines Berufsbildungszentrums auf der Wêndbenedo-Ranch. Vor Ort werden bereits Trockenbausteine (90% Lehm, 10% Zement) gepresst und verbaut. Ziel ist, künftig junge Menschen in vier Berufen (Permakultur-Landwirte, Öko-Hausbau, Solar-Elektriker und Sanitärinstallateure) auszubilden.

Presse für Trockenbausteine

Dieses Projekt steht noch ganz am Anfang und wir beobachten interessiert, welche Formen es annehmen wird. Denn «Mit Bildung Leben verändern», das ist unser Ziel.
Andreas Zurbrügg, Länderverantwortung Sahel

TREUER EINSATZ ÜBER JAHRZEHNTE

Pastor Aristarque D.L. ist seit Beginn der Arbeit von SAM global (und ehemals VIA) in Burkina Faso unser Hauptansprechpartner, zuerst in seiner Funktion als Präsident der Partnerkirche EE/SIM, dann als Direktor des neu gegründeten Evangelischen Zentrums für transkulturelle Arbeit, damals «Zeltmacherschule» genannt.
Per Ende 2024 schloss er sein zweites Mandat als Kirchenpräsident ab und tritt in eine neue Lebensphase. Andreas hat ihm einige Fragen gestellt:

Pastor Aristarque, vielen unserer Leserinnen und Leser ist Ihr Name bestens bekannt, einige haben Sie sogar persönlich kennengelernt. Können Sie sich trotzdem kurz vorstellen?

Ich heisse Aristarque D.L., bin verheiratet und habe fünf Kinder und sieben Enkel. 1981 trat ich als junger Pastor meine erste Stelle als Leiter einer kleinen Gemeinde an. Gleichzeitig unterstützte ich die Bibelübersetzungsarbeit in unsere Sprache Gourmanché. Später wurde ich Bibelschuldirektor. Von 1993 bis 2000 hatte ich ein erstes Mandat als Präsident der nationalen Kirche inne, ein weiteres folgte von 2001-2024.

Eine kleine Radpanne kann Pastor Aristarque nicht davon abhalten, seine Einsatzleistenden zu besuchen.

Sie waren also zweimal hintereinander Präsident der nationalen Kirche EE/ SIM. Wodurch haben sich die beiden Mandate hauptsächlich unterschieden?

In meinem Ersten Mandat war ich noch jung und hatte wenig Leitungserfahrung. Ich war erst seit 12 Jahren im Dienst der Kirche. Später habe ich eine Ausbildung in Leiterschaft und Personalverwaltung besucht. Inzwischen blicke ich auf 40 Jahre Erfahrung zurück. Früher galt meine Aufmerksamkeit vor allem der Verbreitung der Frohen Botschaft und wir haben viele Gemeinden gegründet. Heute geht dieser Auftrag zwar weiter, aber wir haben uns in den letzten Jahren viel mehr um die Vertriebenen gekümmert. Pastoren konnten einkommengenerierende Aktivitäten starten, Gemeindemitglieder wurden bei der Gründung von Hausgruppen oder neuen Gemeinden unterstützt. Wir haben viel Personal, Finanzen und Material mobilisiert, um allen Bedürftigen zu helfen.

Während der Jahre des Vorsitzes haben Sie das Evangelische Zentrum für transkulturelle Arbeit CEFM erfolgreich aufgebaut und auch lange Zeit geleitet. Woher kam Ihre Motivation für die Menschen, die noch nie von Jesus Christus gehört haben?

Gott hat diese Leidenschaft in mir geweckt, und zwar an einem von unseren Partnern organisierten Treffen 1996 in London, als ein Redner darüber sprach, wie wichtig es sei, zu diesen Menschen aufzubrechen. Das hat mein Herz berührt und ich begann, das Bewusstsein der Kirchenleiter dafür zu schärfen. Als wir dann die ersten vier transkulturellen Mitarbeitenden aussandten, bekamen sie grosse Probleme, weil sie keine Ahnung von Kulturunterschieden und dem Umgang damit hatten. Dies zeigte mir die Notwendigkeit einer entsprechenden Ausbildung. So kontaktierte ich die VIA für dieses Projekt, das wir dann gemeinsam umsetzten.

Pastor Aristarque hat viele Einsatzleistende ausgebildet und diplomiert

Am CEFM wurden zahlreiche transkulturelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgebildet. Wo sind sie heute und welchen Einfluss haben sie? Welche Bedeutung haben sie für die EE/SIM?

Einige sind im transkulturellen Dienst, und zwar an verschiedenen Orten, auch in Togo und Benin. Die Arbeit schreitet in diesen Dörfern voran und es sind neue Gemeinden in verschiedenen Sprachregionen entstanden. Andere sind Pastoren in unseren Gemeinden. Sie mobilisieren weiterhin Kandidaten für die transkulturelle Arbeit. Ein neuer Schwerpunkt liegt dabei auf der Volksgruppe der Peul.

Das CEFM hat sich immer weiterentwickelt. Was waren die markantesten Veränderungen im Konzept der «Zeltmacherschule»?

In der Ausbildung haben sich Schlüsselthemen wie der strategische Ansatz und die kulturelle Integration weiterentwickelt. Auch die Berufswahl hat sich stark erweitert. Die Schüler können den Beruf erlernen, der ihnen nützlich erscheint, um sich in einem neuen Gebiet gut zu etablieren. Eine wichtige Veränderung war auch, dass wir aufgrund der Unsicherheit unsere Felder nicht mehr bewirtschaften durften. Die Studierenden kümmern sich nun um einen Garten innerhalb des Zentrums.

Welche Perspektive hat die transkulturelle Arbeit in der aktuellen Sicherheitslage?

Wir können keine Familien in die rote Zone schicken, was natürlich schwierig ist. Wir versuchen, Hausgruppen zu gründen, aber ihre Betreuung erfordert mehr Aufwand von den Mitarbeitenden, die viele Kontakte auf intensive Weise und mit grosser Diskretion pflegen müssen. Aber ich habe kürzlich zwei solcher Gruppen besucht und war sehr ermutigt.

Heute sind viele Kirchen vertrieben. Die Mitglieder haben ihre Kirche verloren, die Pastoren ihre Arbeitsplätze. Welche Strategie sollte Ihr Nachfolger verfolgen, um diese Herausforderungen zu bewältigen?

In dieser Situation der Unsicherheit, der Invasion und der Massenvertreibung in die Grossstädte lautet die Parole unter unseren Gläubigen, sich in den Häusern zu versammeln. Und das wird auch getan, oft unter der Woche und meist am frühen Morgen, um die Diskretion zu wahren. Einige Kirchen haben sich fast vollständig in die grossen Städte (Bogandé, Bobo Dioulasso) verlagert. Die Pastoren setzen ihre Arbeit auch dort fort und die Gemeinden versammeln sich in einfachen Unterständen, um Gottesdienste abzuhalten. Wo die Mitglieder einer Kirche jedoch zerstreut wurden, ist die Situation der Pastoren schwieriger, denn sie haben ihre Kirche und damit auch ihr Einkommen verloren. Hier versuchen wir, sie beim Aufbau von einkommensschaffenden Massnahmen zu unterstützen.

Stabübergabe vom scheidenden zum neuen Präsidenten

Sie haben eine Berufung zur transkulturellen Arbeit. Wie werden Sie sich in Zukunft dafür einsetzen?

Diese Berufung ist ein Teil meines Lebens, ja mein Lebensinhalt. Die Flamme brennt weiterhin. Ich möchte die Mitarbeiterfamilien auch in Zukunft unterstützen, indem ich sie regelmässig anrufe, sie ermutige und sie besuche, wenn es die Kraft und die Mittel erlauben.

Was ich noch sagen wollte:

Ich bin Gott sehr dankbar. Er hat es mir ermöglicht, bis hierher zu kommen. Ich verdanke alles ihm und seiner Weisheit, nicht meiner Kraft. Danke an alle Freunde von VIA und SAM global, die immer an unserer Seite waren. Eine echte Partnerschaft! Die Anstrengungen waren nicht umsonst. Die Kirche hat sich sehr entwickelt und die Gläubigen aufgebaut und getröstet. Ich gebe Gott die Ehre.

Herzlichen Dank, Pastor Aristarque, für dieses Gespräch und für Ihren langjährigen, unermüdlichen Einsatz, für Ihre Treue und Ihr Vorbild. Gott segne Sie, Ihren Nachfolger und die KircheEE/SIM!
Andreas Zurbrügg, Länderverantwortung Sahel

SAM global
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