Guinea

Konkrete, tatkräftige Hilfe anbieten

21.9.2023
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5
Min.
Familie Diallo

Wir begleiten Menschen, die mit massiven Problemen bis hin zur Verfolgung zu kämpfen haben. Sie sind in diese Lage geraten, weil die gesetzlich verankerte Freiheit der Religionsausübung in Guinea nicht konsequent durchgesetzt wird.

Eine Gruppe von Peul-Christen

Zwar gibt es in der Regel keine Probleme für Personen, die in eine christliche Familie hineingeboren wurden oder zu einer Volkgruppe mit verschiedenen Religionen gehören. Aber das gilt nicht für Menschen, die aus einer muslimischen Familie oder einer Volksgruppe stammen, die sich selbst als 100% muslimisch wahrnimmt: Wer die Religion wechselt, wird von seinem sozialen Netzwerk ausgestossen und sieht sich mit vielfältigen Problemen konfrontiert, wie die folgenden Beispiele zeigen:

Kein Dach über dem Kopf

K. ist eine Peul-Frau, die sich entschlossen hat, Jesus nachzufolgen. Daraufhin hat ihr Mann sie und die vier gemeinsamen Kinder verstossen. Sie wurde zwar nicht aktiv verfolgt, war jedoch von einem Tag auf den anderen auf sich alleine gestellt, um die Kinder zu versorgen. Niemand aus ihrem Familien- oder Freundeskreis hat ihr geholfen. Christen haben ihr ein winziges Zimmer in dem Hof angeboten, den sie bewohnten. Der Vermieter, ebenfalls ein Peul und somit Muslim, hatte den Hof problemlos an die Christen aus dem Süden vermietet. Als er jedoch erfuhr, dass sie eine Peul-Christin bei sich aufgenommen haben, hat er allen gekündigt.

Hochzeit von Peul-Christen, die wegen Verfolgung ausser Landes fliehen mussten

Niemand zu Hause?!

R. ist Witwe. Seit sie sich entschieden hat, Jesus nachzufolgen, haben ihre Familie und ihre Schwiegerfamilie jeglichen Kontakt zu ihr und den fünf Kindern abgebrochen. Sie wohnt in einer Wohnung, die direkt neben der Moschee liegt. Die Anfeindungen der Menschen, die zum Freitagsgebet kommen, sind so gross, dass sie und ihre Kinder jeden Freitagnachmittag das Haus verlassen oder aber alle Türen und Fenster schliessen müssen (welche Hitze im Inneren!), um den Anschein zu erwecken, dass keiner da ist.

Wir haben ein offenes Ohr für diese Probleme, aber mitfühlende Worte allein werden sie nicht lösen. In beiden Fällen sind wir dran, Lösungen bis zum Ablauf der Kündigungsfrist bzw. dem Beginn des neuen Schuljahres zu finden, sodass beide Mütter mit ihren Kindern eine Unterkunft finden können. Zur Unterstützung dieser Menschen in Notsituationen haben wir vor über einem Jahr begonnen, eine Hühnerfarm zu betreiben. Die Hoffnung war, mehreren Leuten damit ein Auskommen zu ermöglichen. Nachdem der Anfang – trotz Vogelgrippe in der Gegend – gut war, ist die Menge der gelegten Eier stark eingebrochen. Wir konnten einige Probleme ausmachen und mittlerweile ist es wieder etwas besser, aber noch nicht so, wie wir es erwarteten. Immerhin ist es möglich, fünf Personen (bzw. Familien) zu unterstützen. Auch K. und ihre Kinder freuen sich, dass sie die Eier zu einem besonders günstigen Preis einkaufen können und so beim Verkauf eine wesentlich höhere Gewinnspanne haben, als es normalerweise der Fall wäre.
Gitte und Ousmane D.

Die Hühnerfarm

Menschen lebensverändernd prägen

Dieses Jahr haben vier Studierende am ITEC (Institut de Théologie Evangélique de Conakry) abgeschlossen. Sie nahmen interessiert und motiviert am Unterricht teil, auch wenn dies für sie einen grossen Aufwand an Zeit und Reisekosten bedeutete. Diese Ausbildung hilft ihnen, Menschen um sie herum durch ihr Leben und Wirken lebensverändernd zu prägen.

Die vier Studierenden am ITEC, die dieses Jahr abgeschlossen haben


Die Wichtigkeit der Weiterbildung von Pastoren nimmt in der guineischen Partnerkirche EPEG (Eglise Protestante Evangélique de Guinée) immer weiter zu. Ein zentrales Thema der diesjährigen Schulungen war die Frage nach der Rolle des Pastors im dritten Jahrtausend. Diese Seminare wurden als grosser Gewinn für die Beteiligten wahrgenommen.

Die Teilnehmer an einer Weiterbildung für Pastoren

Sensibilisierung schreitet voran

Im Kampf gegen die Genitalverstümmelung gelingt es den Mitarbeitenden immer mehr, die Menschen in Dörfern und Städten durch Sensibilisierungsarbeit dazu zu bringen, dieser äusserst schädlichen Praktik abzusagen. Hierzu wurde in diesem Jahr von den Verantwortlichen eine Broschüre herausgebracht, welche eine grosse Hilfe bei dieser Sensibilisierungsarbeit darstellt. Jedoch sind die Mitarbeitenden auf Schutz und Bewahrung angewiesen, da sich immer wieder auch (grosser) Widerstand bemerkbar macht.

Ehemalige Beschneiderinnen an einer Schulung

Veränderung im Team

Aus verschiedenen Gründen sind wir, Simon und Mirjam G. mit unseren vier Kindern, im Juli 2023 wieder in die Schweiz zurückgekehrt. Je nachdem, welcher Aufgabe ich in der Schweiz nachgehen werde, besteht die Möglichkeit, dass ich mich in einem Teilzeitpensum bei SAM global weiterhin in die theologische Arbeit (ITEC etc.) einbringen kann. Ousmane und Gitte sind bereit, die Verantwortlichkeiten im Bereich der EPEG (Ansprechperson sein, Betreuung der verschiedenen Departemente etc.) von mir zu übernehmen. Dafür sind wir dankbar.
Simon und Mirjam G.

SAM global
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