Europäische Besucherinnen und Besucher sind jeweils ziemlich schockiert, wenn sie nach Macenta kommen und die Realität des Centre Hospitalier Régional Spécialisé (CHRS) sehen. Statt eines glänzenden, weissen High-Tech-Spitals finden sie überfüllte Warteräume, Hühner, spielende Kinder.
Auch die veraltete Röntgenanlage wurde schon mit ungläubigem Staunen betrachtet. Die Qualität der Bilder war schlecht, und wegen des hohen Stromgebrauchs konnte die Anlage nur begrenzt genutzt werden. Seit etwa zehn Jahren ist klar, dass es eine Modernisierung braucht, doch fehlendes Fachwissen und andere Projekte verzögerten den Prozess.
Gott öffnet Türen
Nachdem wir als Familie 2020 in die Schweiz zurückgekehrt sind, hat Gott auf erstaunliche Weise Türen aufgetan. Erstens hat er mir einen grosszügigen und engagierten Fachmann zur Seite gestellt – Prof. Sebastian S. (Chefarzt Radiologie Kantonsspital Aarau [KSA]) hat auf meine Anfrage sogleich reagiert und mich seither in vielerlei Hinsicht unterstützt. So konnten wir uns Ende 2022 für ein digitales Röntgengerät einer holländischen Firma (Delft Imaging) entschliessen. Die Firma hat viel Erfahrung in Afrika und bietet vor allem auch einen Service-Vertrag für die Behebung von Pannen an, was bei abgelegenen Orten wie Macenta eine ziemliche Herausforderung darstellt. Röntgengeräte sind teuer – ich musste ein Budget von mehr als 200’000 Franken auftreiben – und kann im Rückblick nur staunen, wie dieses Geld durch eine Kombination von institutioneller Unterstützung (Unité/DEZA), Schweizer Stiftungen und Vereinen und einer Vielzahl von kleineren und grösseren Einzelspenden (z.B. im Rahmen des SAM global-Sponsorenlaufs) zusammengekommen ist!
Der Kraftakt hat sich gelohnt!
Mit dem Kauf des Geräts im Dezember 2022 war aber nur die erste Etappe erreicht. Gleichzeitig begann in Macenta der Umbau bzw. die Erweiterung des Röntgenhäuschens, um gute Bedingungen für das neue Gerät zu schaffen. Unsere bewährten lokalen Bau- bzw. Elektrizitätsfirmen haben dies wie üblich hervorragend bewerkstelligt, das durfte ich ihm März 2023 selbst sehen. Eine grössere Herausforderung war der Import und die Installation des Geräts durch ein Team von Delft Imaging. Einen so komplexen Vorgang haben wir bisher als SAM global jeweils «selbst» gemanagt, also durch unser Expat-Team. Dieses Mal musste die CHRS-Leitung es weitgehend allein schaffen – für mich ein praktischer Test, wie selbständig das Spital schon ist.
Und im Nachhinein kann ich sagen: Es ist besser gegangen als ich gedacht habe! Für den Import brauchten wir dringend eine Zollbefreiung (sonst hätten wir Zollgebühren in Höhe von 25% des Wertes bezahlen müssen!) Dafür sind der Spitaldirektor Daniel G.B. und der Verwalter Pépé G. während 10 Tagen nach Conakry gereist. Sie mussten zuerst eine Bescheinigung vom Gesundheitsministerium erhalten. Dann musste das Budgetministerium der Zollbefreiung zustimmen und das Finanzministerium diese umsetzen… Also unzählige Besuche in unzähligen Büros, mit viel Gebet und Bangen. Aber der Einsatz hat sich gelohnt! Nach dem Import wurde das Gerät per Lastwagen nach Macenta gefahren und dort im Juni 2023 ausgeladen.
Gute Schulung ist das A & O
Im August ist die Delegation von Delft (eine Ärztin und ein IT-Verantwortlicher aus Ghana sowie ein Techniker aus Sierra Leone) dann tatsächlich in Macenta angekommen. Innert vier Tagen war das Gerät installiert und die Grundschulung durchgeführt. Ich konnte nur staunen und Gott danken, wie reibungslos alles verlaufen ist. Im Oktober 2023 reiste dann Ana P. nach Macenta (in Begleitung unserer langjährigen Kollegin Cornelia S.). Ana ist eine Radiologie-Fachfrau aus dem KSA und war von Beginn weg fasziniert vom Projekt (und hat auch bei der Auswahl des Geräts praktisch mitgeholfen). Sie hat während zweier Wochen mitgeholfen, das Personal weiter zu schulen – v.a. bei den Einstellungen, denn damit es gute Bilder gibt, müssen die Patienten richtig positioniert und die Parameter am Gerät richtig gewählt werden. Spitaldirektor Daniel hat anschliessend gemeint, jetzt sei die Qualität der Bilder nochmals deutlich besser geworden.
Noch mehr Verbesserungen
Im Oktober 2024 darf ich endlich auch selbst das Gerät live vor Ort sehen! Ich werde für vier Wochen nach Macenta reisen. Besonders freut mich, dass ich während der ersten beiden Wochen wieder ein Team dabeihaben werde – Ana kommt nochmals mit, und zudem David G., ein Informatiker aus unserer Kirchgemeinde. Ziel ist es, die Integration der Röntgenanlage mit der existierenden Patienten-Management-Software zu verbessern, damit z.B. die Ärzte die Bilder in ihrem Sprechstundenzimmer ansehen können. Wir wollen auch versuchen, eine Teleradiologie-Lösung aufzubauen, so dass die CHRS-Ärzte bei Bedarf eine Zweitmeinung zu einem Bild von einem Radiologen vom KSA anfordern können.
Das RANUMA-Projekt läuft also weiter – aber für mich ist es jetzt schon ein grosses Geschenk, an diesem Unterfangen beteiligt sein zu dürfen. Es ist wunderschön, wenn so viele verschiedene Personen und Institutionen gemeinsam anpacken, damit wenigstens in einem kleinen Bereich die himmelschreiende Ungerechtigkeit auf dieser Welt etwas abnimmt und Patienten auch in Macenta Zugang bekommen zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung! Dass das neue Röntgengerät nun in Macenta funktioniert, ist für mich die Erfüllung eines Traumes. Nochmals danke allen Beteiligten! Gott vergelt’s!
David Leuenberger, Teilzeitmitarbeit von der Schweiz aus