Dieses Jahr hat es im Norden von Kamerun oft und (zu) viel geregnet. Sehr viele Lehmhäuser sind eingestürzt, weil sie zwischen den Regenfällen nicht mehr austrockneten. Leider sind auch in der Ebene zum Teil die Felder zu lange unter Wasser gestanden und die Ernte hat gelitten.
Der Grenzfluss zum Tschad ist wieder über die Ufer getreten. Vor zwei Jahren sprach man von einer Jahrhundert-Überschwemmung. Es hatte noch nie so viel Wasser, seit gemessen wurde. Nun ist dieser Rekord erneut gebrochen worden. In Maltam stand die Brücke nach Gloufey rund 30-40 cm tiefer unter Wasser als vor zwei Jahren. Zahlreiche Ernten in Flussnähe wurden zerstört. An anderen Orten konnte dagegen reichlich geerntet werden.
Das Team für Bouk steht
Der Aufbau des neuen Gesundheitszentrums im Umsiedlergebiet in Bouk geht gut voran. Im Moment wird die Umzäunung des Geländes fertiggestellt. Im Hauptgebäude sind Fensterrahmen und Türen eingebaut. Der Innenausbau und die Herstellung der Möbel sind im Gang. Viel Arbeitsmaterial muss noch beschafft werden. Wir beten um Gelingen und Bewahrung bei den restlichen Arbeiten und den vielen Details, an die es zu denken gilt. Inzwischen ist die Entscheidung über die Zusammensetzung und die Personen im neuen Team gefallen. Ihnen steht eine grosse Umstellung bevor! Auch sind noch Fragen offen bezüglich ihrer Wohnmöglichkeiten.
Hanna W.
Eine «kirchen»-historische Wahl
Der Präsident unserer Partnerkirche UEEC, Hamadina S., wurde kürzlich zum Präsidenten des Verbandes aller evangelischen Kirchen in Kamerun (CEPCA) gewählt. Das gab es seit der Gründung in den 60er Jahren noch nie. Lange wurden die Delegierten der UEEC geringschätzig behandelt, weil sie nicht in grossen Autos angereist kamen, keinen Alkohol tranken usw. Möge Hamadina S. in seiner Funktion dem Kirchenverband zum Segen werden!
Multiplikatorinnen ausbilden
Im Witwenprojekt gibt es inzwischen 24 Gruppen, in denen sich jeweils 12 Witwen regelmässig treffen, also insgesamt 288 Frauen. Sie schätzen die Wertschätzung und Ermutigung, die sie erfahren. Witwen, die in südlichere Gebiete ausgewandert sind, haben nur wenig Interesse gezeigt. Aber es gibt immer noch Witwen, die noch in keiner Gruppe sind und es kommen neue hinzu. Sobald die Feldarbeiten beendet sind, wird das Alphabetisierungsprogramm wieder aufgenommen. Im Januar sollte eine erste Gruppe von initiativen Frauen in Landwirtschaft, Kleintierzucht und Handel geschult werden. Ziel ist es, dass sie das Gelernte in ihren Gruppen weitergeben. Zwei Frauen von Rings of Hope werden für 10 Tage vor Ort sein, um das Leitungsteam zu schulen und zu ermutigen.
FELDARBEIT UNTER GROSSER GEFAHR – JEDER TAG KÖNNTE DER LETZTE SEIN
Fast wöchentlich hört man von Zwischenfällen der Grenze zu Nigeria entlang (Region Mora und Tourou). Immer wieder gibt es auch Tote. In der Region Kurgi wurde die Bevölkerung nach mehreren Zwischenfällen bei der Ernte vom Militär bewacht. Trotzdem kam es zu schlimmen Zwischenfällen, wie der nachfolgende Bericht von Jakob, einem Bibelschüler, zeigt.
Das Leben neu geschenkt
Es war Anfang Oktober und ich war mit Kollegen, unseren Frauen und vier Helferinnen auf dem Feld, um die Erdnüsse zu ernten, als plötzlich Mitglieder der Terrorgruppe B.H. auftauchten. Für meine Frau und mich war es schon das zweite Mal in jener Woche. Beim ersten Überfall liessen sie uns laufen, als sie mein T-Shirt mit dem Logo der Kirche sahen. Anschliessend hatte das Militär die Felder kontrolliert und grünes Licht gegeben.
Trotzdem passierte es also wieder – beim zweiten Mal waren die Angreifer zu viert. Sie hatten lange Messer bei sich, einer ein Gewehr, und waren sehr aggressiv. Ich musste mich hinlegen, wie es jeweils gemacht wird, wenn jemand ermordet wird, und sie diskutieren, ob sie mich hinrichten sollten. Die anderen hatten die Frauen an der Schulter gepackt und bedrohten sie mit dem Messer. Sie mussten ihre Wickeltücher ablegen (weil Frauen ihre Wertsachen oft in kleinen Bauchtaschen darunter tragen) und mussten auch die T-Shirts ausziehen, die dann mitgenommen wurden. In dieser Zeit lag ich auf dem Boden, das Messer am Nacken. Ich betete: «Vater, falls du erlaubst, dass meine Frau und ich sterben, bitte kümmere dich um unsere Kinder und die anderen.» Nach meinem Gebet sagte derjenige mit dem Gewehr, sie sollen mich loslassen und ich musste aufstehen. Sie suchten mich ab, fanden eine 500cfa-Note (75 Rappen) und den Motorradschlüssel. Sie nahmen mein Motorrad, liessen mich jedoch am Leben. Ich bin überzeugt, dass Gott ihre Herzen berührt und verhindert hat, dass mir das Leben genommen wurde. Es ist allein Gottes Gnade – ER ist mein Fels und meine Burg, meine Zuflucht und ein Helfer in der Not (Psalm 71,3 und 46,2).
Als die Terroristen weg waren, machten wir uns auf verschiedenen Wegen auf den Heimweg. Ich war mit einer der Helferinnen unterwegs, als wir plötzlich wieder Männer in einem Hirsefeld sahen. Wir legten uns sofort auf den Boden und warteten still. Sie zogen weiter, ohne uns gesehen zu haben. Die anderen warteten am Dorfrand besorgt auf uns. Die Nachricht vom Überfall war vor uns in der Bibelschule angekommen. Als wir schliesslich eintrafen, hatten die Frauen schon die Totenklage angestimmt, da sie glaubten, es habe Tote gegeben. Unsere Kinder kamen weinend angerannt und es dauerte eine ganze Weile, bis auch der Jüngste sich beruhigt hatte. Ich danke Gott für diese wunderbare Bewahrung und wir legen unser Schicksal auch weiterhin in Gottes Hände – «Der Herr wird für euch kämpfen, bleibt ruhig.» (2. Mose 14,14)
Jakob
Gott erhört Gebete!
Die Bewahrung beim zweiten Überfall ist wirklich ein grosses Wunder. Am darauffolgenden Tag, es war Sonntag, musste Jakob wie geplant an seinem Praktikumsort predigen. Er hatte die Predigt schon vor den Überfällen vorbereitet und das Thema lautete: «Das ewige Leben.»
Nach dem ersten Überfall hatte ich unsere Beter angefragt, besonders um Schutz für Jakob, seine Frau, die Bibelschüler und die Bevölkerung bei den Erntearbeiten zu beten. Gott hat diese Gebete erhört!
Die Bevölkerung konnte dann eine Woche später unter Militärschutz die Felder innert weniger Tage abernten. Auch da kam es wieder zu Zwischenfällen (Raub von Motorrädern, ein Bauer wurde ermordet). Es stellte sich heraus, dass die Übeltäter sich im Hirsefeld von Jakob versteckt hielten. Ein Ältester der Kirche hat nun Jakob sein eigenes Feld für nächstes Jahr angeboten. Es sei viel näher am Ort und so auch sicherer!
Helen M.
DAS TEAM KANN GAS GEBEN
In den letzten Kamerun NEWS haben wir von EEMM berichtet, dem Team, das die Gute Nachricht auf verschiedene Art weitergibt. In Maroua hat das Team um Sanda mit den Radiosendungen über Internet/ Facebook begonnen. Es hat bereits positive Echos gegeben. Naomi ist nach einer Weiterbildung im Ausland wieder ermutigt in die Kinderarbeit und die Schulung von Mitarbeitern eingestiegen.
Wir haben geschrieben, dass entschieden wurde, einen neuen Toyota-Bus zu beschaffen. Andreas Hartmann hat sich in dieses Abenteuer gestürzt und berichtet nachfolgend.
Ein langer Weg
Wenn man sich in Kamerun ein Fahrzeug beschaffen möchte, gibt es grundsätzlich verschiedene Wege. Für ein gebrauchtes Fahrzeug ist die Auswahl vor Ort beschränkt und die Prüfung der Angebote sehr aufwändig. Ein gutes Angebot hat auch einen entsprechenden Preis. Die Preise für einen Neuwagen vor Ort sind fix, d.h. die Zölle sind zu 100% im Kaufpreis inbegriffen. (K)eine Alternative ist der Import eines gebrauchten Fahrzeuges (max. 10 Jahre alt) aus Europa. Diese Fahrzeuge sind von der Technik her zu komplex und deshalb nicht unbedingt für den Einsatz auf dem afrikanischen Kontinent geeignet. Während meines Einsatzes 2020 in Kamerun habe ich einige davon gesehen, welche schon nach kurzer Zeit irreparabel auf einem der vielen Schrottplätze gelandet waren. «L’Afrique est la poubelle d’Europe» (Afrika ist der Mülleimer von Europa), hat man mir dort gesagt.
Von einem Arbeitskollegen unserer Firma wurde ich auf Toyota Gibraltar (TGS) hingewiesen. Dort werden Toyotas für Organisationen, welche sich in einem afrikanischen Land humanitär engagieren, zu reduzierten Tarifen gehandelt. Wir entschieden uns für diesen Weg und im September 2023 ging es los:
Ich reiche bei TGS einen entsprechenden Antrag ein und dieser wird kurz darauf von Toyota Japan bewilligt. Ein Toyota Hi-Ace wird konfiguriert: 15 Sitzplätze, Dieselmotor, Klimaanlage etc. Wir erhalten eine Offerte für umgerechnet rund 23’000 Euro inkl. Lieferkosten bis Douala (entspricht in etwa dem Preis einer 10-jährigen CH-Occasion ähnlicher Bauart. Intensive Verhandlungen laufen und im Januar 2024 geben alle am Projekt beteiligten Personen grünes Licht zur Bestellung des Hi-Ace-Busses. Die notwendigen Formalitäten werden bei TGS eingereicht. Kurz darauf wird das Auto für uns in Japan produziert und verlässt dann das Herstellerwerk. Mitte März 2024 ist das Auto noch immer unterwegs zwischen Japan und Gibraltar. Ich bin erstaunt, wie viele Formalitäten gefragt sind, bevor das Fahrzeug den Weg von Europa nach Afrika antreten darf. Es gibt beispielsweise eine sogenannte «Inspektion vor der Lieferung», welche in einigen Ländern erforderlich ist. Das bedeutet, dass die Ware den Versandhafen nicht verlassen darf, bevor eine Zertifizierung erfolgt ist. Die von mir eingeholten Informationen (unzählige WhatsApp-Nachrichten in unserer WhatsApp-Gruppe und diverse Mails) widersprechen sich teilweise. Nach einigen Wochen Ungewissheit erleben wir endlich eine Gebetserhörung: Wir können Fandi A. vor Ort in Kamerun für diese Abklärungen motivieren.
Verhandlungen und Gebet
Im Juni 24 kann das inzwischen in Gibraltar eingetroffene Fahrzeug die Reise nach Douala per Schiff ohne weitere Prüfungen fortsetzen. Am 10. August kommt das Fahrzeug, Gott sei Dank, in gutem Zustand am Hafen von Douala an. Nun laufen die Formalitäten zur Verzollung auch schon auf Hochtouren. Eine erste Zollrechnung fällt erschreckend hoch aus (117% des Kaufpreises). Wir mobilisieren unser Umfeld für das Gebet um eine zumindest teilweise Zollbefreiung. Fandi und Hamadina, der Präsident der Kirchenleitung, verhandeln weiter und reichen ein entsprechendes Gesuch ein. Dieses wird wohlwollend bearbeitet und am 12. September erhalten wir den Bescheid, dass nur die Hälfte der veranschlagten Kosten schlussendlich anfallen. Wir sind unendlich dankbar. Das Fahrzeug wird nun verzollt. Ein Tag später erfolgt die Auslieferungsinspektion beim Toyota-Importeur in Douala und die Garantieurkunde wird ausgestellt. Nun darf der Bus immatrikuliert und auf der Strasse bewegt werden.
Endlich am Ziel
Der 17. September 2024 ist der grosse Tag: Das Fahrzeug kommt in Maroua im Norden Kameruns an. Ich erhalte erste Fotos in unserer WhatsApp-Gruppe. Hamadina schreibt folgendes: «Das Auto ist endlich in Maroua. Ehre sei Gott und vielen Dank an alle, die an diesem Kauf beteiligt waren.» Und Fandi beschliesst den Gruppenchat treffend mit: «Amen.»
Andreas Hartmann