Im Norden Kameruns gibt es viele Frauen, die ihre Männer auf brutale Art und Weise durch die Terrormiliz Boko Haram verloren haben. Manche dieser Witwen sind traumatisiert, haben sie doch nebst ihrem Mann häufig auch noch ihre Kinder sowie Haus und Hof verloren. Hier setzt das Projekt Femmes d’espoir (Frauen der Hoffnung) an.
Der Schweizer Verein Rings of Hope hat bereits in Nigeria eine Arbeit aufgebaut, in der betroffene Frauen in 12er Gruppen zusammengefasst werden. Gemeinsam sprechen die Witwen über ihre Ängste und Schwierigkeiten, lesen Gottes Wort, beten zusammen und ermutigen sich gegenseitig. In einem weiteren Schritt werden ihre erfolgreichen Sparbemühungen mit Kleinkrediten ergänzt. Damit können sie ihr Einkommen verbessern, für ihre Familie sorgen und die Kinder in die Schule schicken. Es ermöglicht ihnen, würdiger zu leben und nicht in der Armut zu versinken. Rings of Hope ist auf uns zugekommen, um diese Arbeit auch in Kamerun zu starten. Julia berichtet:
Projektstart «Femmes d’espoir»
Im Januar durften wir als Dreierteam nach Kamerun reisen, um in Zusammenarbeit mit SAM global eine neue Witwenbewegung zu starten. Der Norden Kameruns ist nur wenige Kilometer Luftlinie von der Region in Nigeria entfernt, wo es bereits sehr viele Women of Hope-Gruppen gibt. Aber in Nigeria sind die verschiedenen Programmelemente über mehrere Jahre entstanden. Was wir in Kamerun in nur wenigen Tagen vorhatten, hat sich dagegen wie eine Première angefühlt: die komplette Schulung einer neuen Witwengruppe, und dazu noch auf Französisch, mit Übersetzung in die Sprache Fulfulde!
Den Schmerz teilen
Zuerst verbrachten wir mehrere Tage mit vier verwitweten Frauen aus verschiedenen Ethnien, die alle französisch verstanden. Eine Frau stammt aus einem Dorf in einer Grenzregion zu Nigeria. Die meisten Bewohnenden sind geflüchtet, und die verbleibende Bevölkerung übernachtet jeweils im Freien ausserhalb der Dörfer, weil diese regelmässig überfallen werden. Der Schmerz der Witwen ist sehr vielschichtig. Sie leiden, wenn ihnen verheiratete Frauen im Dorf und in der Kirche aus dem Weg gehen, weil sie um ihre Ehe fürchten. Oder da sind quälende Fragen: «Habe ich mich schuldig gemacht, oder vielleicht mein Mann, dass Gott so etwas zugelassen hat, oder bin ich gar verflucht?» So flossen in diesen Tagen viele Tränen und wir rückten näher zusammen. Täglich verbrachten wir mehrere Stunden mit Bibelmeditation, Austausch und Gebet. Wir richteten den Blick auf Jesus, der uns vorausgegangen ist und den Tod überwunden hat. Er durchquert mit uns diese Finsternis. Anders hätten wir dieser Realität nicht ins Auge schauen können. Trost, Linderung und Erleichterung breiteten sich in unserer Mitte aus.
Trost und Hoffnung weitergeben
In der zweiten Phase traten die vier Kamerunerinnen als neue Koordinatorinnen vor die erste Gruppe von zwölf verwitweten Frauen und meinten: «Sie (wir Frauen von Rings of Hope) sind gekommen, um uns die Tränen abzuwischen und uns zu zeigen, dass Gott uns nicht vergessen hat.» Sie sprudelten förmlich über von dem, was sie erlebt und gelernt haben. Wir hielten uns im Hintergrund und liessen sie dieses Treffen so weit wie möglich selbst leiten.
Auch wir sind von dieser Reise verändert nach Hause gekommen und sind immer noch daran, die Eindrücke und was dies für Rings of Hope bedeutet, zu verarbeiten.
Katharina, Elena und Julia
Vorbereitungen vor Ort
Im Vorfeld des Einsatzes von Rings of Hope gab es einiges zu organisieren: Unterkunft, Essen, Infos an die entsprechenden Personen usw. Meine grösste Sorge war, ob die vier auszubildenden Koordinatorinnen kommen würden, da ich nur zwei direkt, resp. über ihren Pastor, erreichen konnte. Bis zum späten Abend waren jedoch alle vier da. Am Mittwoch kam dann die erste Gruppe von 12 «Femmes d’espoir» .Ich empfand die Zeit als kurz, um mit ihnen «warm» zu werden. Einige hofften, Geld zu bekommen. Zu hören, was die Witwen erleben mussten, ging mir «unter die Haut». Wie sie sich an Gott klammerten als ihre einzige Hoffnung, weil es keinen anderen Ausweg aus der Situation gibt, hat mich sehr beeindruckt. Man sah den Witwen an, dass sich in der kurzen Zeit etwas in ihrem Innern positiv verändert hat. Sie bedankten sich sehr, dass sie kommen durften.
An vielen Orten hat es nicht genügend Frauen der gleichen Sprachgruppe für eine Zwölfergruppe. Da werden andere Witwen eingebunden. Das ist auch ein Anliegen der Kirche. Der Generalsekretär der UEEC begleitete uns, um die Kirchenleiter der Katholiken, Baptisten und Adventisten über das Projekt zu informieren. Die Frauen sollen unabhängig von der Denomination in die Witwengruppen aufgenommen werden. Es ist geplant, bis Ende Jahr in verschiedenen Dörfern 12 Zwölfergruppen zu bilden. Ende März hat sich bereits die fünfte Gruppe zusammengefunden.
Helen
EIN BOOM AM ISTEM
Aufgrund des exponentiellen Wachstums der UEEC in den letzten zehn Jahren einerseits und der zunehmenden Nachfrage nach vertiefter theologischer Ausbildung andererseits wurde im Jahr 2018 die Ausbildung auf Bachelor-Niveau in das Programm des Institut Biblique Evangélique de Maroua (IBEM) aufgenommen, das seinen Namen in Institut Supérieur de Théologie Evangélique de Maroua (ISTEM) änderte.
Heute befinden sich 59 Ehepaare auf verschiedenen Stufen der Ausbildung, so viele wie noch nie. Auf Bachelor-Ebene konnten 18 Studierende aus dem ersten Jahrgang nach drei Jahren Ausbildung (2018-2021) der Kirche zur Verfügung gestellt werden. Sie dienen in Kirchgemeinden oder in anderen Strukturen wie dem Col.Pro.Ma. In anderthalb Jahren werden weitere 23 zu ihnen stossen, zusätzlich zu den 53 der Stufe IB (Bibelschule).
Schwierige Umstände
Die vielen Studierenden werden in einem Kontext der Unsicherheit, der hohen Lebenshaltungskosten und des Mangels an ausreichenden finanziellen und materiellen Ressourcen ausgebildet. Dazu kommt, dass einige Gemeinden in Gebieten, die von den Angriffen von Boko Haram betroffen sind (Tourou, Ldamang, Kolofata usw.), ihre Auszubildenden nicht mehr angemessen unterstützen können. Ausserdem werden wir von Dieben heimgesucht, die über unsere baufälligen Mauern klettern. Mehrere Mitarbeitende und Studierende sind bereits bestohlen worden. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung von SAM global, um die Mauer zu sichern und die veralteten Unterkünfte zu renovieren.
Ein Einkommen erwirtschaften
Seit ihrer Gründung ist unsere Ausbildungsstätte weitgehend von Unterstützung abhängig. Um dem entgegenzuwirken, denken wir über ein «Mühlenprojekt» nach. Unsere Gegend erlebt einen grossen Bevölkerungszuwachs, weil viele hierherziehen. Es gibt nicht genug Mühlen, um Mais und Hirse, unsere Grundnahrungsmittel, zu mahlen. Oft gibt es lange Wartezeiten. Wenn wir eigene Mühlen auf unserem Gelände hätten, könnten wir uns viel Zeit und Frustration ersparen und ausserdem einen kleinen Ertrag erwirtschaften, um unsere finanzielle Lage zu verbessern.
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung.
Fidèle Y., Direktor des ISTEM
KURZNACHRICHTEN
Weitergabe der Guten Nachricht
Nach Weihnachten gab es einen Grosseinsatz in den Gebieten, in denen sich Leute aus den bedrohten Grenzregionen angesiedelt haben. Es wurden 17 Gottesdienstorte gegründet, wo Kirchgemeinden wachsen sollten. Das werden mehr sein, als in der ursprünglichen Heimat zerstört wurden! Drei Kirchgemeinden betreuen diese Orte und im Sommer werden zwei Pastoren in die Region versetzt.
Leider gehen die Überfälle und Entführungen mit grossen Lösegeldforderungen in den Grenzregionen zu Nigeria und Tschad/Zentralafrika weiter. So wurde auch im Gesundheitszentrum in Tourou wieder gewütet. Die Bevölkerung ist zum grössten Teil weggezogen.
Überschwemmungsopfer
Durch die Spenden von SAM global und verschiedenen Organisationen konnten Hunderte von Familien unterstützt werden. Für die Betroffenen bedeutet es eine grosse Ermutigung, dass sie nicht vergessen wurden!
Einweihung am Collège Protestante Maroua (Col.Pro.Ma)
In einer würdigen Feier wurde das neue Gebäude am 1. Dezember offiziell eingeweiht. Im zweistöckigen Bau mit den acht Klassensälen sollen die letzten Innenarbeiten in den Sommerferien fertig gestellt werden.
Helen
KIRCHENBAU IN DOUALA – ES GEHT WEITER!
Als Familie R. 2016 von Kamerun in die Schweiz zurückkehren musste, hinterliess sie der Kirchgemeinde von Douala im Quartier Ndogpassi eine Baustelle. Die Räume im Untergeschoss sowie die Toiletten waren fertiggestellt und wurden seither von der rund 200-köpfigen Gemeinde rege genutzt. Am 21. Januar 2023 war es nun soweit: Aldo R. und Andreas Zurbrügg begaben sich nach Douala, um die nächste Etappe, den Bau des grossen Saales mit einer grossen Empore, zu lancieren. Die Mittel, die in den vergangenen Jahren bei SAM global und in der Kirchgemeinde vor Ort gesammelt wurden, sollten reichen, um bis und mit Dach den Rohbau abzuschliessen. Nach einem ersten Treffen mit Vertretern der Kirchgemeinde und dem Baukomitee stürzte sich Aldo mit viel Elan in die Arbeit. Dank seinen Kontakten vom ersten Einsatz konnte er im Nu eine tatkräftige Bauequipe zusammentrommeln. Gemeinsam mit den lokalen Verantwortlichen schafften sie tonnenweise Baumaterial auf die Baustelle. Und schon begann das Werk Form anzunehmen. Nach nur drei Wochen überliess Aldo den Verantwortlichen vor Ort präzise Konstruktionspläne, Materiallisten, Terminpläne und ein detailliertes Budget. Die Arbeiten gehen voran und wir hoffen, dass dieser langersehnte Bau bis zur Regenzeit überdacht und fertiggestellt ist. An dieser Stelle möchten wir allen danken, die durch Gebet und Finanzen dieses Projekt ermöglicht haben. Ein spezieller Dank geht an Aldo, der keinen Aufwand gescheut hat, um die Baustelle nach sieben jjhren wieder in Schwung zu bringen.
Herzlichen Dank für euer Interesse und eure Unterstützung!
Andreas Zurbrügg, Länderverantwortlicher Sahel-Länder
SAVE THE DATE
SAM global und SAHEL LIFE haben Moussa H. S., den Leiter des Oeuvre Médicale sowie Fidèle Y., den Direktor des Theologischen Instituts in Maroua, zu einem Besuch nach Europa eingeladen. Aus diesem Grund organisieren wir das zweite Treffen des Kamerun Fan-Clubs am Samstag, 28. Oktober 2023. Bitte merkt euch diesen Termin schon einmal vor.