Kamerun

Alleine wäre es nicht möglich gewesen

20.12.2022
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10
Min.
Ein Bild von 1988. Panne und Entbindung im Busch

Im Rückblick auf 40 Jahre im interkulturellen Dienst gäbe es viele Aspekte zu beleuchten: Staunen über Gottes Führung und Bewahrung in so vielen schwierigen Situationen. Dankbarkeit über viele Beziehungen mit afrikanischen Geschwistern und entstandenes Vertrauen. Dank für die gewachsenen Gemeinden und unzählige gut ausgebildete Pastoren und Mitarbeitende in den verschiedenen Arbeitsbereichen. Dank für das, was gelingen durfte und wo wir positive Veränderungen sehen. Es ist gut, auch das weniger Gelungene und die Versäumnisse in Gottes guten Händen zu wissen.

Eine Sitzung im OM (rechts Hanna W.)

Grosse Hingabe von vielen

Hier möchte ich über meine Kolleginnen und Kollegen schreiben. Gemeinsam haben wir manche Schwierigkeiten durchlebt und überwunden, gelitten und gelacht, gerungen, ausgehalten, gebetet und gedankt. Es gäbe viel zu erzählen über die zahlreichen Krankenschwestern, –pfleger und Hebammen, mit denen ich ein Stück des Wegs geteilt habe. Sie haben sich in einfachen Verhältnissen eingelebt und eingebracht, sich auf die fremden Sprachen und die andere Kultur eingelassen und sich in die bestehenden Strukturen und Teams eingebracht. Sie haben Patientinnen und Patienten konsultiert und behandelt, waren in den Gesundheitszentren Tag und Nacht abrufbereit, haben Schwerstkranke oder Frauen für Kaiserschnitte nachts in Spitäler transportiert, übernahmen ungewohnte Leitungs- und Administrationsaufgaben, haben mit Ausdauer nationale Mitarbeitende angeleitet, ausgebildet und begleitet. Geduldig hielten sie in langen Sitzungen aus. Kreativ begegneten sie neuen Herausforderungen und entwickelten Ideen, beispielsweise eine Theatergruppe für die AIDS-Sensibilisierung oder Aufklärung betreffs Alkoholproblemen. Zusammen mit Kameruner Kollegen suchten wir nach Lösungen und gangbaren Wegen in der Personalführung und der Struktur des Werks. Und es gab eine Apothekerin, einige Ärztinnen und Ärzte und Physiotherapeuten, die ihr Fachwissen eingebracht und am Aufbau von neuen Arbeitsbereichen, zum Beispiel der Augenklinik und einer kleinen Physiotherapieabteilung, mitgewirkt haben.

Theatergruppe für die AIDS-Aufklärung

Wichtige und wertvolle Unterstützung
Im Grossteil meiner Zeit in Kamerun lag mein Schwerpunkt auf der medizinischen Arbeit. Doch ich möchte hier besonders an die Kolleg/innen aus anderen Arbeitsbereichen denken, die wertvolle Beiträge geleistet haben, damit wir unter den Kranken, den Frauen und Kindern, in der Prävention und im Dorfgesundheitsbereich unsere Arbeit tun konnten und Projekte verwirklicht wurden. Wie im medizinischen Bereich selbst waren es vor allem Schweizer und deutsche Einsatzleistende, einige aus Frankreich, eine aus Quebec. Sie haben mich und uns oft ermutigt und uns den Rücken freigehalten für unsere Kernaufgaben:

Administratoren erledigten viele Verwaltungsaufgaben und kümmerten sich immer mal wieder um unsere Computerprobleme. Und dann war da die komplizierte Entlassung mehrerer Kameruner Krankenpfleger wegen Polygamie. Der Administrator hat die Sache durchgezogen – weil ich nicht in der Provinzhauptstadt wohnte und er wusste, wie schwierig es für mich sein würde, eigene langjährige Mitarbeitende zu entlassen. Andere Administratoren sprachen regelmässig vor dem Arbeitsgericht vor oder in Ämtern in der Hauptstadt, erledigten Zollformalitäten und organisierten Transporte. Wiederum ein anderer vertiefte sich in die Struktur und Bedürfnisse des Oeuvre Médicale und erstellte einen Kontenplan für die zentrale Buchhaltung, die Gesundheitszentren und die einzelnen Arbeitsbereiche. Dieser wird bis heute verwendet.

Unterstützung der Stationsverwaltung (Helen B.)

Eine Französin korrigierte gewandt unsere Texte, die wir in nicht immer perfektem Französisch geschrieben hatten. Andere bereicherten uns mit gut durchdachten Beiträgen bei Zusammenkünften zur geistlichen Erfrischung und Ausrüstung. Eine Kollegin setzte sich für die Übersetzung eines chronologischen Bibel-Entdecker-Programms ein, das seither in Radiosendern ausgestrahlt wird und regelmässig von den Krankenseelsorgern genutzt wird.

Wie oft haben wir bei Gebetsabenden zusammen unsere Anliegen und unseren Dank vor Gott gebracht! Und wenn wir müde und verschwitzt mit einer langen Liste von Erledigungen von anderen Stationen nach Maroua kamen, war die Gastfreundschaft mancher Kolleginnen ein grosser Aufsteller. Und wie wertvoll war ein offenes Ohr für Erlebtes, Schönes, Ungelöstes und Belastendes. Sehr geschätzt haben wir dies bei der Durchreise in der Hauptstadt, was den Übergang von Europa nach Afrika und umgekehrt jeweils erleichterte.
Ein Kollege nahm regelmässig die lange Reise durch das Land auf sich, um uns im Feldleitungsteam zu unterstützen, und war eine grosse Hilfe in vielen Gesprächen. Es tat gut, jemanden zu haben, der die Dinge aus etwas mehr Distanz sehen konnte. Auf mehreren Stationen arbeiteten Ehepaare mit Kindern. Die Männer waren teilweise für den Unterhalt der Infrastruktur verantwortlich oder beispielsweise im theologischen Bereich tätig. Sie waren bereit, bei technischen und praktischen Fragen zu helfen, und diese waren zahlreich: der Generator sprang mal wieder nicht an, die Wasserpumpe streikte, eine Wasserleitung war durchgerostet, Termiten hatten einen Schrank von hinten her aufgefressen, ein starker Regen hatte eine Mauer unterspült usw. Wie sehr schätzten wir die Hilfsbereitschaft! Wir benötigten Fachleute für Baupläne und technische Fragen und Leute, die sich um Bauprojekte, Materialtransporte, die Renovierung von Gebäuden und die Begleitung der Arbeiter kümmerten.

Entladen eines neuen Stromgenerators (Peter K. - inzwischen verstorben)

Den Kollegen des technischen Diensts, der Autowerkstatt und der Schreinerei bescherten wir ständig viel Arbeit: Autos reparieren, den regelmässigen Service gewährleisten, Ersatzteile besorgen, die Generatoren überholen, neue Maschinen und Ersatzteile beschaffen, Gebäudeunterhalt, Solaranlagen aufbauen, Möbel herstellen oder reparieren – und dies alles für sechs bis acht verschiedene Stationen mit den damals schwerfälligen Kommunikationswegen und der komplizierten Transportorganisation. Manchmal waren sie nicht so begeistert von Pannen, die durch Unerfahrenheit oder gar Unachtsamkeit entstanden waren. So gab es immer wieder Anleitung und Crash-Kurse zu technischen Themen.

Nicht alles kann hier aufgezählt werden. Ich möchte euch meinen Dank ausdrücken für diese so wichtige und wertvolle Unterstützung. Danke, dass ihr eure Gaben und Fähigkeiten eingebracht habt, danke für eure Geduld! In allen diesen Bereichen, medizinisch, technisch und administrativ, konnten mehr und mehr fähige einheimische Personen gefunden, ausgebildet und begleitet werden. Inzwischen wurden alle diese Aufgaben von afrikanischen Geschwistern übernommen. In einzelnen Bereichen sind sie dankbar für fachliche Unterstützung. Und vor allem sind sie weiterhin dankbar für unsere Gebetsunterstützung, weil auch sie wissen, dass ihre Arbeit nur in der Abhängigkeit von Gott Segen bringen kann.
Hanna W.

Viele Schüler/innen wollen ans Col.Pro.Ma

Das Schuljahr 2022/2023 ist das sechste Jahr, in dem das College betrieben wird. Gestartet wurde es am 5. September 2022. Aufgrund der Ergebnisse der offiziellen Prüfungen in den letzten beiden Jahren war der Start geprägt von einer grossen Anzahl von Schülerinnen und Schüler aus anderen Schulen, die zu uns wechselten. Im vorletzten Jahr hatten wir eine Erfolgsquote von 93,33% bei der Prüfung «Brevet des Etudes du Premier Cycle» (BEPC) erreicht, im letzten 93,02%. Insgesamt sind 371 Schüler eingeschrieben (159 Knaben und 212 Mädchen) im Vergleich zu 254 im letzten Jahr. In diesem Jahr werden die Schüler/innen von gesamthaft 29 Mitarbeitenden betreut.

Alle versammeln sich draussen - die Fahne wird hochgezogen

Infrastruktur erweitert
SAM global stellt jedes Jahr einen Zuschuss für Investitionen bereit. Als bisherige Errungenschaften sind zu nennen: Der Bau von zwei Blöcken mit je zwei Klassenzimmern, einem Verwaltungsgebäude, einer Hofmauer, Toilettenanlagen usw. Die neueste, zu 90 % fertiggestellte und bereits in Betrieb befindliche Anlage ist das zweistöckige Gebäude mit 8 Klassenzimmern und 4 Büros. Ein Gottesdienst zur Einweihung fand am 1. Dezember 2022 statt.

Das neue Gebäude am Col.Pro.Ma von oben

Dankbar für den positiven Einfluss
Jeden Montagmorgen versammeln sich alle draussen. Nach dem Aufziehen der Fahne und dem Abspielen der Nationalhymne hält der Schulleiter oder eine andere Person eine Andacht. Auf die geistliche und seelsorgerliche Begleitung der Schülerinnen und Schüler wird grossen Wert gelegt. So haben sich schon Leben verändert und auch ganze Familien konnten Frieden und Freude erfahren, weil die Kinder gelernt haben, nach dem Vorbild Jesu zu vergeben. Ein Elternteil kam einmal im Büro vorbei, um uns dafür zu danken, dass sein Kind, das sehr stur gewesen war, sich positiv verändert hat, seit es unsere Schule besucht.

Der Direktor hält eine Andacht

Es braucht noch einiges
Der Einfluss des Colleges auf die Gesellschaft, der sich in Erfolg, Veränderung des Lebens und der Mentalität zeigt, hat das College sehr attraktiv gemacht, weshalb die Schülerzahl in diesem Schuljahr gestiegen ist. Dies bringt jedoch auch Anforderungen mit sich. Nötig sind:

  • der Bau von Labor-Schulzimmern (Bio/Chemie/Physik) und einem Informatikraum
  • die Anschaffung von Mikrokits für Naturwissenschaften und Physik-Chemie-Technologie
  • Ausstattung der Bibliothek
  • Fertigstellung der Arbeiten am Obergeschoss des neuen Gebäudes

Wir sind dankbar um Gebet für das Lehrpersonal und die Verwaltung; für die Sicherheit sowie für die notwendigen materiellen und finanziellen Ressourcen.
Herzlichen Dank für die Unterstützung.
Lambert K., Direktor des Col.Pro.Ma

Grosse Not durch Überschwemmungen

Jedes Jahr bangt die Bevölkerung: Wird es genug und regelmässig regnen, damit es eine gute Ernte gibt? Dieses Jahr regnete es so viel und oft, dass in der Ebene die Felder geflutet und somit die Ernte vernichtet wurde. Viele Lehmhäuser fielen zusammen, da sie zwischen den Niederschlägen nicht mehr trockneten. Im September stieg der Grenzfluss zum Tschad stark an und führte zu Überschwemmungen. Ganze Quartiere in den Städten neben dem Fluss wurden überflutet. Dörfer, die in den letzten Jahrzenten an den Ufern gebaut wurden, versanken völlig in den Fluten.
Nach einem Monat wurde der Hochwasserrekord von 1961 gebrochen. Das Wasser stieg weiter. Nach etwa sechs Wochen stabilisierte sich die Lage, das Wasser ging aber lange nicht merklich zurück. Etwa 20’000 Personen sind auf kamerunischer Seite betroffen, auf tschadischer Seite dürften es noch mehr sein. Sie haben zum Teil alles verloren. Wie viele ertrunken sind, weiss man beim Schreiben des Berichtes noch nicht.
Das Positive: Der bald vertrocknete Tschadsee wird dieses Jahr wohl ordentlich aufgefüllt werden!
Helen M.

Nothilfe für Kamerun und Tschad

Unsere beiden Partnerkirchen EET und UEEC haben Nothilfeprojekte lanciert. Sie planen, die Überschwemmungsopfer mit Nahrungsmitteln, Moskitonetzen, Medizin und Hygieneartikeln zu unterstützen sowie mit Samen für die Trockenzeithirse, welche aufgrund der feuchten Böden nach Ablaufen des Wassers gut wachsen könnte.
Hilfst du mit, die Not dieser Menschen zu lindern?
https://www.sam-global.org/nothilfe/flut-tschad-kamerun

Vielen herzlichen Dank!
Andreas Zurbrügg, Länderverantwortlicher Sahel

Ganze Quartiere wurden überflutet und viele Häuser sind eingestürzt

SAM global
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