Die Gesundheitsfürsorge hat unserem Team unter den zahlreichen sozialen Aktivitäten, die das ProRIBEIRINHO in Portel durchführt, stets die grössten Anstrengungen abverlangt. Im Laufe der Jahre wurden wir von der Flussbevölkerung als wichtige Anlaufstelle anerkannt, wenn es um den Zugang zu medizinischen Konsultationen und die Beschaffung von Medikamenten für verschiedene Gesundheitsprobleme geht.
Der Grund liegt darin, dass wir Orte erreichen, die von der städtischen Gesundheitsorganisation nicht erreicht werden. Und wir kümmern uns auch um die sozialen und geistlichen Anliegen dieser Menschen, die an den Ufern der Flüsse und weit von der Stadt entfernt leben.
Erick soll sein Bein nicht verlieren!
Bei unserem letzten Einsatz, den wir in Zusammenarbeit mit einem medizinischen Team durchgeführt haben, erreichten wir nach 19 Stunden Bootsfahrt eine Siedlung namens Nova Canãa, in der etwa 20 Familien leben. Die lange Reise hat sich gelohnt, denn die Menschen, die dort wohnen, haben weder ein medizinisches Zentrum noch regelmässige Besuche von medizinischem Personal. Viele Menschen sind gekommen, um sich medizinisch und zahnärztlich versorgen zu lassen. Unter ihnen war auch der siebenjährige Erick. Er hatte ein Problem mit dem linken Knie und konnte nur schwer gehen. Die Untersuchung ergab, dass ein Stück Platin aus seinem Bein entfernt werden musste. Dieses war nach einer Beinfraktur in seinen Oberschenkelknochen eingesetzt worden und ist im Laufe der Zeit bis zum Knie gewandert. Nun begünstigt es eine Infektion, die die Knochenstruktur schädigen könnte.
Der Eingriff musste so rasch wie möglich und in einem medizinischen Zentrum erfolgen. So haben wir einen Transport organisiert, um das Kind in die Stadt zu bringen. Damit war es jedoch nicht getan. Ericks Eltern, die sehr arm sind, konnten es sich nicht leisten, in der Stadt zu bleiben und auf die für die Operation erforderlichen Tests zu warten. Darum hat ein Ehepaar unseres Teams den Jungen und seinen Vater bei sich zu Hause aufgenommen. Es dauerte zwei Monate, bis die Operation schliesslich durchgeführt werden konnte.
Wir haben auch die Familie in Nova Canãa unterstützt, da die Mutter sich um die anderen vier Kinder kümmern musste.
Wenn wir dieses weit entfernte Dorf nicht besucht hätten, hätte Erick sein Bein verlieren oder schwere Schäden davontragen können. Dies zeigt eine der vielen Schwierigkeiten auf, mit denen die Menschen entlang der Flüsse im Amazonasgebiet konfrontiert sind und stärkt unsere Vision, uns für diese Menschen einzusetzen.
Die fehlenden Papiere beschaffen – die Bedeutung der Ehe stärken und feiern
Eine weitere Herausforderung ist, dass vielen Menschen an den Flüssen wichtige Dokumente wie Eheschein oder Geburtsurkunde fehlen – was natürlich grössere Schwierigkeiten nach sich ziehen kann.
Die meisten Familien führen ein sehr einfaches Leben. Ein grosser Teil des Lebensunterhalts kommt aus der Land- und Forstwirtschaft sowie der Ernte von Wildfrüchten in bestimmten Monaten des Jahres. Ausserdem erhalten sie in geringem Umfang Unterstützung durch Sozialleistungen der Bundesregierung. Seit Generationen ist es üblich, dass junge Paare zusammenleben und Familien gründen, ohne ihre Verbindung notariell zu beurkunden. Das hat zur Folge, dass sie immer dann auf grössere Schwierigkeiten stossen, wenn sie bestimmte Dienstleistungen oder andere Leistungen in Anspruch nehmen wollen, für die ein Ehedokument erforderlich ist. Viele Kinder haben oft keine Geburtsurkunde und für viele Paare an den Flüssen ist dies auch nicht von Interesse.
Vor einigen Jahren haben wir damit begonnen, die Flussbewohner im Blick auf dieses Thema zu sensibilisieren und bei der Legalisierung von Ehen zu helfen. Wir haben Vorträge gehalten, in denen wir die Vorteile für die Paare aufzeigten und haben kollektive Eheschliessungen organisiert, um Kosten zu sparen. Seitdem hat sich die Einstellung der Menschen zur Ehe positiv verändert. Offizielle Trauungen sind häufiger geworden und viele Paare sind nun im Besitz einer Heiratsurkunde vom Standesamt. Wir erkären den Menschen Gottes Sicht für die Ehe und bieten auf Wunsch eine kirchliche Trauung an. Es freut uns, dass sich die alte Gewohnheit ändert und wir junge Paare unterstützen können, eine neue Perspektive auf die Ehe zu erhalten, bevor sie ihr gemeinsames Leben beginnen.
Kurz- und Teamnachrichten
Im Moment besuchen 12 Studenten, meist Leiter von Flussgemeinden, den theologischen Grundkurs, der einmal im Monat über drei Jahre hinweg stattfindet.
Pastor Reginaldo muss sich einer Reihe von Tests unterziehen. Alles wird vom öffentlichen Gesundheitssystem durchgeführt und bezahlt. Das dauert aufgrund der hohen Nachfrage sehr lange. Nach Abschluss der Test folgt vermutlich eine Operation.
Felipe wartet auf den Abschluss des Pensionsverfahrens und wird dann aus dem Team austreten. Er hat mit einigen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
Wir warten auf die Bestätigung, dass sich ein neues Mitarbeiterehepaar und ein Pastor im nächsten Jahr unserem Team anschliessen. Der Pastor stammt aus unserer Region und das Ehepaar stammt aus Goiás. Alle haben bereits Erfahrung in der Arbeit an den Flüssen.
Möglichkeiten der Unterstützung
Wer gerne konkret unterstützen möchte, kann beispielsweise mit CHF 50.- die Legalisierung von Ehen unterstützen, mit CHF 20.- helfen, dass eine Person eine medizinische oder zahnärztliche Untersuchung bekommt oder mit CHF 100.- dazu beitragen, dass wir bei einem Notfall wie bei Erick schnell helfen können.
Herzlichen Dank für die finanzielle Unterstützung und für alle Gebete – das ist eine Ermutigung für uns!
Daniel de S., Projektleiter