«Fürs Leben lernen – in der Wahrheit leben». Das ist der Slogan der Action-VIVRE Schule, den die Schülerinnen und Schüler jeden Morgen nach dem Fahnenaufzug und der Nationalhymne sagen. Ich bin nach wie vor überzeugt von unserem Slogan und freue mich, dass das Aufgesagte auch Fuss fasst im Alltag der Lehrpersonen und Kinder.
Im letzten Schuljahr bestanden in unserer Schule fast 90% die Aufnahmeprüfungen für die Oberstufe (Collège) und das Lycée. (6. Klasse 47/53; 10. Klasse 42/49). Das ist die beste Werbung für das neue Schuljahr, das Anfang Oktober gestartet hat. Wiederum haben sich gut 450 Schülerinnen und Schüler eingeschrieben. Im Lehrerteam gab es grosse Veränderungen. Wir konnten vier neue Lehrpersonen für die Primar- und zwei neue für die Oberstufe fest anstellen. Hier an diesem Ort zu leben, ist auch für sie eine Herausforderung. Aber sie sind engagiert und mit Freude am Unterrichten und sie motivieren mit ihrer Art und Weise auch die Schülerinnen und Schüler, ihr Bestes zu geben.
Neu hält nach dem Fahnenaufzug eine Lehrperson oder ein/e Schüler/in einen kleinen Vortrag zu vorgegebenen Themen wie: «Gut zusammenleben», «Hygiene», «Schule ohne Drogen, Alkohol und Gewalt», «Die Rechte der Frau» usw. Die Themen werden vom Schuldepartement ausgewählt und ausgearbeitet und stossen auf grosses Interesse.
Harte Arbeit und Unterstützung
Über vier Jahre unterstützten wir Maître Jean T., damit er die Fortbildung zum Oberstufenlehrer in Conakry machen konnte. Das war nicht immer leicht, weder für ihn noch für seine Familie. Er hat sehr fleissig gearbeitet, gelernt und schloss als Klassenbester ab. Darauf darf er wirklich stolz sein. Freudig meint er: «Auch meine Frau hat ein Diplom verdient. Sie hat mich über all die Jahre unterstützt, obwohl sie alleine mit den vier Kindern war.» Nun ist Jean zurück an der AV Schule und unterrichtet mit viel Freude Chemie.
Wir sind auch so dankbar, einen guten Informatiker in unserer Schule zu haben. Immer öfters fordert das «kantonale» Schuldepartement die Rapporte und auch Statistiken digital an. Dazu fehlen an den meisten Schulen die Computer und das Know-how. Unser Informatiker hilft an vielen anderen Schulen mit und wird allerseits geschätzt.
Auf meine Frage: «Was sind eure Bedürfnisse?» kam nicht wie üblich so etwas wie «Ein Motorrad für den Direktor» als Antwort. Nein, das Lehrerteam wünscht sich, dass die Bibliothek aufgestockt wird, damit sie selbst und die Schülerinnen und Schüler mehr lesen, ihr Wissen vertiefen und Neues erforschen können. Zusätzlich äusserten sie den Wunsch nach geeigneten Hilfsmitteln für den Unterricht (Waage, Thermometer, Mikroskop). Diesbezüglich ist momentan noch fast nichts vorhanden, weil sich die Lehrpersonen bis anhin gar nicht gewohnt waren, Hilfsmittel einzusetzen. Die neuen, jüngeren Lehrpersonen haben jedoch in ihrer Ausbildung mehr gelernt und möchten dies nun auch im Alltag umsetzen. Sie haben viele Ideen und zeigen Initiative. Das ist sehr ermutigend.
Anlässlich meines Besuches luden wir zu einem Elternabend ein. Ich war völlig überrascht, dass alle 80 Stühle besetzt waren. So viele interessierte Eltern hatten wir noch nie. Mein Input über «sinnvolle Nutzung des Handys» wurde sehr geschätzt. Den Eltern hier ist es überhaupt nicht bewusst, wie stark die Spiele und Filme, welche schon Zwei- oder Dreijährige hier stundenlang schauen, das Denken und Verhalten der Kinder beeinflussen – ganz zu schweigen von dem, was die älteren Kinder im Internet alles sehen können.
So muss die Schule sein!
Mitte Juni absolvierten alle 10. Klässler des Landes die Aufnahmeprüfungen für die 11. Klasse (Lycée). Schon einen Monat später wurden die Resultate abends um 19.00 Uhr bekanntgegeben. Mit einem SMS konnte die Schüler/innen auf einer Plattform nachschauen, ob sie bestanden hatten. Am nächsten Morgen holten die Direktoren beim Schulamt die offiziellen Resultate des ganzen Kantons ab. Da gab es eine freudige Überraschung für uns. Einer unserer Schüler, Karamadi, wurde erster des ganzen Landes, mit einer Note von 19.5 (Höchstnote 20). Der Junge hat alle zehn Schuljahre bei uns gemacht, war immer fleissig und Klassenbester. Vom Staat bekam Karamadi einige Geschenke. In der Hauptstadt wird ihm eine Privatschule und das Internat bezahlt. Doch dem Jungen gefällt es nicht in jener Schule. Er sagt, er möchte wieder an eine Privatschule wie ActionVIVRE, weil es dort guten Unterricht gäbe ohne religiösen Drill. Wenn das kein gutes Zeugnis für die AV Schule ist!
Herzlichen Dank für euer Interesse.
Daniela S.
AV Nord blüht auf
Wie ihr gelesen habt, entwickelt sich die Arbeit prächtig. Unsere Primarschule platzt aus allen Nähten und wir sind schon länger am Überlegen, eine zweite Schule in einem anderen Quartier zu eröffnen. Nun könnten wir 4 Hektaren zu einem guten Preis kaufen. Somit sind Spenden für ActionVIVRE Nord wieder sehr willkommen.
Vielen Dank!
Jürg Pfister, Leiter von SAM global