Der 3. Juli war der internationale plastiktütenfreie Tag. Ich war in der Stadt Lubango unterwegs und wirklich: In verschiedenen Läden gab es keine Plastiksäcke, um die gekauften Waren einzupacken. Ich habe mich sehr darüber gefreut, obwohl ich meine Einkaufstasche zu Hause vergessen hatte.
Leider gibt es in Angola für alles Plastiksäcke. Sogar die Frauen am Strassenrand, welche Gemüse und Früchte verkaufen, packen alles in kleine Plastiksäcke. Schlimmer noch, man erhält das Gemüse schon gezählt im Plastiksack, welcher an verschiedenen Stellen aufgerissen wird, um die Haltbarkeit des Gemüses zu verlängern. Ich hoffe sehr, dass ich mich in Zukunft öfters daran erinnere, eine Einkaufstasche mitzunehmen.
Frösteln beim Gottesdienst
Jeweils am letzten Sonntag des Monats findet bei uns in der Stadtkirche ein Abendmahlsgottesdienst statt. Dieser Gottesdienst beginnt um acht Uhr mit Liedern, dann gibt es eine kurze biblische Botschaft und anschliessend wird das Abendmahl gefeiert. Um daran teilnehmen zu können, müssen sich die getauften Gemeindeglieder ausweisen. Personen, welche unter Gemeindezucht stehen, werden nicht zum Abendmahl zugelassen. Der Abendmahlsgottesdienst dauert, wie die allgemeinen Gottesdienste auch, jeweils drei bis vier Stunden. Am Schluss werden oft verschiedene Gruppen, beispielsweise die Frauen- oder Männergruppe oder die Jugendlichen, aufgerufen, um Besprechungen abzuhalten. Da wir Trockenzeit haben, ist es gegenwärtig sehr kühl in der Kirche. Es kommt nicht selten vor, dass Gemeindeglieder aufstehen und sich zwischendurch draussen an der Sonne aufwärmen. Ich freue mich jeweils auf den Gottesdienst und die verschiedenen Kontakte, dennoch bin ich froh, ab und zu einmal zu Hause zu bleiben und dem Gottesdienst meiner Heimatgemeinde via Internet beizuwohnen – eine positive Nachwirkung der Pandemiezeit.
Meist kommt es anders als geplant
Jeweils am Montagmorgen findet eine «operative Sitzung» der Verantwortlichen der verschiedenen Departemente der IESA statt. Ich nehme als internationale Vertreterin daran teil. Die Informationen der verschiedenen Dienste erleichtern es mir, wöchentliche Gebetsanliegen an SAM global und andere Gebetsgruppen weiterzugeben. Die Sitzung findet allerdings nur statt, wenn der Präsident des Kirchenbundes nicht anderweitig aufgehalten wird. So kommt es manchmal vor, dass zehn bis fünfzehn Personen längere Zeit warten und nichts geschieht. Kürzlich wurde an einem Sonntag die Zusammenkunft vom darauffolgenden Montag abgesagt. So plante ich, die Zeit am Montagmorgen zu nutzen, um einiges in der Stadt zu erledigen. Unterwegs kam dann aber die Nachricht, dass die Sitzung mit einer halben Stunde Verspätung doch stattfinden würde. Ich hatte noch etwas Zeit und schaute zuerst beim Postfach nach, ob etwas gekommen war. Seit Wochen war das nicht der Fall, und dieser Tag bildete keine Ausnahme! In der Nähe befindet sich seit einiger Zeit eine Zahnarztpraxis. Da mir ein Zahn Schwierigkeiten bereitet, ging ich dort vorbei, um mich anzumelden. Es erstaunte mich, dass die Praxis nach neun Uhr noch nicht geöffnet hatte und musste den Ort unverrichteter Dinge wieder verlassen. Ich fuhr weiter nach Mapunda, um die Noten eines Examens meiner Kollegin abzuliefern, welche plante, am darauffolgenden Tag nach Kalukembe zu fahren. Da der Weg an der Bank vorbeiführte, wollte ich dort noch etwas erledigen. Ich traf eine lange Schlange von wartenden Personen an, ein Zeichen dafür, dass die Lehrer und das Gesundheitspersonal ihre Löhne erhalten hatten. So ging ich wieder, obwohl ich als Person über sechzig Priorität gehabt hätte, ebenso wie schwangere Frauen und körperlich beeinträchtigte Personen! Bei der Tanksäule hatte ich mehr Glück und es gelang mir, eine Gutscheinkarte aktivieren zu lassen. So gibt es nun bei Pumangol für jeden getankten Liter Kraftstoff drei Kwanzas Gutschrift (aktuell entsprechen tausend Kwanzas einem Franken).
Viele Menschen leiden Not
Mit im Auto hatte ich einen gefüllten und gut verschnürten Abfallsack, den ich in die Stadt brachte, um ihn in den Container zu werfen. Wenn man das Abfuhrauto nicht gleich antrifft, sind dort jeweils Männer, welche die Säcke aufreissen und schauen, ob sie etwas Nützliches darin finden. An diesem Tag standen zwei Männer da. Einer nahm den Sack auf die Achsel und ging damit davon. Das zeigt auch etwas von der Situation im Land. In Angola sind in den zweiundzwanzig Jahren nach Ende des Krieges viele Fortschritte erzielt worden. Leider weitet sich jedoch die Schere zwischen Arm und Reich weiterhin aus, was wiederum die Kriminalität begünstigt. Auch gut ausgebildete Menschen finden oftmals keine Anstellung und halten sich mit kleinen Handelsgeschäften über Wasser.
Umso dankbarer sind wir, dass verschiedene von SAM global gegründete und unterstützte Projekte in Angola unter der Leitung der lokalen Partner weitergeführt werden. Da sind die IESA-Gemeinden mit der dazugehörigen Rehabilitationsarbeit von körperlich beeinträchtigten Menschen, die Augenklinik Boa Vista (von SOLE weitergeführt), das ISTEL (die theologische Fakultät der Evangelischen Allianz) und das Radioprogramm Yeva Ondaka (TWR). Sie sind im aktuellen, schwierigen Umfeld weiterhin auf Gebet und finanzielle Unterstützung angewiesen.
Herzlichen Dank für alles Mittragen.
Elisabeth G., Rehabilitation (aktiver Ruhestand)