In Europa sind Rehabilitationsbehandlungen von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen im vergangenen Jahrhundert so richtig aufgekommen. Die vielen Kriegsverletzungen machten dies notwendig, denn ein grosser Prozentsatz von Menschen mit Beeinträchtigungen stellt nicht nur für jeden einzelnen Betroffenen und dessen Familie eine grosse Herausforderung dar, sondern auch für die Wirtschaft eines Landes.
In Angola, so wie generell an vielen Orten in Afrika, ist man noch weniger weit, obwohl nun nach und nach einige staatliche und private Einrichtungen entstehen. Aber noch heute werden Menschen mit Beeinträchtigungen von ihren Familien oftmals versteckt und vegetieren dann in einem meist dunklen Zimmer dahin. Konsequenzen davon sind versteifte Glieder, Druckgeschwüre (Dekubitus) und oft ein früher Tod. Die Dunkelziffer in Angola ist sehr hoch. Es sind dies blinde, gehörlose, hinkende und gelähmte Menschen. Neben angeborenen Behinderungen sind oft mangelnde oder nicht angepasste Behandlungen im Spital der Grund. Dazu kommen Verletzungen durch den Krieg, welcher bis vor zwanzig Jahren herrschte, Auto- oder andere Unfälle, sowie leider nun auch viele Hirnschläge mit anschliessender halbseitiger Lähmung.
Ziel ist die Wiedereingliederung
Genau da möchten wir mit unseren Behandlungen und Sensibilisierungen ansetzen. In Angola gibt es seit einigen Jahren Physiotherapiekurse. Berufsgruppen wie Spezialärzte für Rehabilitation, Sozialassistenz oder Ergotherapie sind jedoch noch nicht oder nur wenig bekannt. Dennoch versuchen wir unsere Patientinnen und Patienten umfassend zu behandeln. Dies beinhaltet sozialwirtschaftliche Reintegration, soweit dies möglich ist. Aktuell wird viel von «inclusão», also Inklusion gesprochen, was allerdings noch mit vielen architektonischen, menschlichen und wirtschaftlichen Hürden verbunden ist.
Eine sinnvolle und befriedigende Tätigkeit
Ich habe mit einigen unserer Mitarbeitenden gesprochen und sie gefragt, was sie motiviert, in der Rehabilitation mitzuarbeiten:
«Gerne will ich dazu beitragen, Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen zu besseren Lebensbedingungen zu verhelfen. Es befriedigt mich sehr, wenn Menschen Besserung erfahren, ihr Leben wieder selber in die Hand nehmen und ihre Zukunft zu planen beginnen.» António, Leiter der Rehabilitationsarbeit in Mapunda
«Es freut mich sehr, wenn ich etwas dazu beitragen kann, dass Menschen wieder Hoffnung schöpfen und es ihnen besser geht. Es sind Behandlungen, welche viel Geduld erfordern. Aber ich darf bei verschiedenen Patienten täglich eine Verbesserung erleben. Eigentlich wollte ich Pflegefachfrau werden, aber meine Mutter hat mich für den Physiotherapiekurs eingeschrieben. Im ersten Jahr der Ausbildung war es ein Kampf für mich, aber jetzt liebe ich meinen Beruf, auch wenn er herausfordernd ist.» Josi, Physiotherapeutin
«Ich wollte die Ausbildung zum Krankenpfleger machen. Zu jenem Zeitpunkt war aber nur im Physiotherapiekurs noch ein Platz frei. Nun liebe ich meinen Beruf. Ich will meine Kenntnisse noch vertiefen. Die Gesellschaft in Angola weiss wenig darüber, was Rehabilitation ist und bezweckt, darum ist Sensibilisierung und Aufklärung sehr wichtig.» Luís, Physiotherapeut
«Ich arbeite sehr gerne mit Kindern. Viele können weder sprechen noch sitzen oder laufen, wenn sie zu uns kommen. Über Monate oder gar Jahre lernen und üben sie dies bei uns in Mapunda. In den 22 Jahren, die ich hier arbeite, waren das viele. Mit mehreren bin ich bis heute in Kontakt. Einige sind nun verheiratet, haben selber Kinder und führen mit ihren Familien ein ganz normales Leben! Nie habe ich daran gedacht, eine andere Arbeit zu machen, denn sie gibt mir viel Befriedigung.» Isabel ist verantwortlich für die Behandlung der Kinder, obwohl sie offiziell keine abgeschlossene Berufsausbildung hat. Sie ist bei den Müttern und Kindern sehr beliebt.
In der Rehabilitationsarbeit braucht es tatsächlich sehr viel Geduld und Einsatz. Und manchmal scheint unsere Arbeit in diesem grossen Land wie ein Tropfen auf einen heissen Stein zu sein. Trotzdem ist sie wichtig und bringt einen unbezahlbaren Nutzen für alle Betroffenen und ihre Familien. Und wir schätzen es sehr, dass wir mit den Patientinnen und Patienten offen über Gottes Liebe und die frohe Botschaft von Jesus Christus sprechen können, wenn sie das wünschen. Viele schöpfen dadurch neue Hoffnung, Zuversicht und Freude.
KURZNACHRICHTEN
- Am 23. Juli findet nach drei Jahren Unterbruch (wegen der Pandemie) die Mitgliederversammlung von SOLE Angola statt.
- Am 24. August werden in Angola Wahlen durchgeführt.
- Suzana (siehe Angola NEWS vom Januar 2022): Das Bankkonto von Suzana wurde inzwischen freigegeben, allerdings fehlt ein Betrag von über tausend Dollar. Bis heute hat sie keinen definitiven Arbeitsplatz. Die Reparatur am beschädigten Auto musste sie selber bestreiten. Es ist also weiterhin ein harter Kampf.
Herzlichen Dank allen, welche die Arbeit in Angola in irgendeiner Form unterstützen.
Elisabeth G., Rehabilitation (aktiver Ruhestand)