Guinea

Abschied oder Stellenwechsel?

19.9.2022
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5
Min.
Fünf Mitarbeitende mit ihren Anerkennungsurkunden

Im letzten halben Jahr gab es grosse Veränderungen im Projekt ActionVIVRE Nord. Da wir trotz intensivem Suchen und Beten keine weiteren Langzeitmitarbeitenden gefunden haben, mussten wir in relativ kurzer Zeit die verschiedenen Projekte an die Einheimischen übergeben und von vielen uns lieb gewordenen Menschen Abschied nehmen.

Delegation der GBEEG

Daniela mit der Delegation der GBEEG Im Mai besuchte uns eine Delegation der GBEEG, der christlichen Organisation für Schülerinnen und Schüler, Studierende und junge Berufsleute (Groupes Bibliques d’Elèves et Etudiants de Guinée – das Pendant zur VBG in der Schweiz). In einer schlichten, aber eindrücklichen Feier bedankten sie sich für unsere jahrelange Unterstützung. Sie ermutigten die Einheimischen wie auch uns als Team, unseren Weggang nicht nur als «Abschied» zu sehen, sondern als «Stellenwechsel». Dies ist eine Chance und eine Herausforderung für alle. Als interkulturelle Mitarbeitende verlassen wir zwar ActionVIVRE Nord, doch der Einsatz für Gott geht weiter, nun in der Schweiz, der ehemaligen Heimat. Und die Einheimischen vor Ort sind gefordert, weiterhin mutig die Gute Nachricht weiterzugeben und vorzuleben. Da, wo Gott uns hingestellt hat, sollen wir blühen. Auch die Gemeinde und die Schule organisierten ein Abschiedsfest. Nur gerade einen Tag vor der Abreise von Familie V. schafften es die Behörden, uns einzuladen. Der Bürgermeister und auch der Leiter der Präfektur lobten uns in ihren Reden. An Dankesworten und «Anerkennungs-Schreiben» fehlte es wirklich nicht.

Abschiedsrede des Bürgermeisters

Das neue Gebäude steht!

Für den Kindergarten konnten wir in Rekordzeit ein Gebäude im Hof des Direktors, Maître D., bauen. Er hat sich unermüdlich dafür eingesetzt und dem Kindergarten den Namen «Yetti Allah» gegeben, was so viel heisst wie «Ehre sei Gott». Wir werden seine Arbeit weiterhin unterstützen. Im Sommer haben zwei Lehrkräfte eine Weiterbildung in der Hauptstadt besucht. Im Oktober fängt das neue Schuljahr an. Wir sind gespannt, wie viele Kinder den Kindergarten besuchen werden.

Abschlussfeier des Kindergartens im neuen Gebäude

Motiviert und herausgefordert

In diesem Schuljahr wurden die staatlich organisierten Übergangsprüfungen in die 7. sowie in die 11. Klasse sehr streng überwacht und korrigiert. Im ganzen Land waren die Resultate katastrophal. Die Aufnahmeprüfung in die 7. Klasse schafften landesweit nur gerade 15%. Von unseren 37 Kandidatinnen und Kandidaten schafften es deren 11, was im Vergleich ein gutes Resultat ist. In die 11. Klasse schafften es landesweit nur gerade 11%. In vielen Schulen, leider auch in der AV Schule, schaffte niemand die Prüfungen. Das ist wirklich sehr hart. Uns freut es, dass die Schulleitung nach wie vor motiviert ist, den Schulbetrieb auch ohne uns «Weissen» weiterzuführen. Sie möchten beweisen, dass sie dazu fähig sind. Während den langen Sommerferien wurden wiederum in der Primar- wie auch in der Oberstufe Ferienkurse durchgeführt.

Motivierte Leitung der AV Schule

Infrastruktur wird genutzt

Da wir niemanden gefunden haben, der die Handwerkerschule (CAMAV) im dualen Ausbildungssystem weiterführen konnte, übergaben wir die Infrastruktur an uns bestens bekannte Lehrmeister. Sie werden ihr Wissen an ihre Lernenden weitergeben, aber der theoretische Unterricht wird nicht mehr stattfinden. Wir freuen uns, dass die Einheimischen das Material und die Maschinen nutzen können. Der Mechaniker hat noch vor unserer Abreise einige Lastwagen repariert und in der Schreinerei wurde fleissig Holz gesägt.

Übergabe des CAMAV an einheimische Lehrmeister

Begleitung weiterhin möglich

Nach einem zweimonatigen Heimataufenthalt werde ich ab Mitte September in ActionVIVRE Ost leben und arbeiten. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit in einem Team von F. und werde mich vor allem in die Weiterbildung von Lehrpersonen investieren. Im Projekt «Espoir Education» (Hoffnung – Bildung) der Organisation F. geht es hauptsächlich darum, biblische Geschichten gut zu erzählen und kleinere Bastelarbeiten mit den Kindern durchzuführen.

In regelmässigen Abständen werde ich das Projekt AV Nord besuchen. Somit kann ich die Arbeit im Kindergarten und in der Schule weiterhin coachen und den Kontakt zu Nachbar/innen und Freund/innen pflegen. Wir sind sehr gespannt, wie sich die Menschen und die Projekte weiterentwickeln werden und wollen mutig voran gehen, im Wissen, dass Gott weiterhin mit uns allen unterwegs ist.

Herzlichen Dank für euer Interesse, euer Mittragen und eure Unterstützung.

Daniela S.

SAM global
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