Sri Lanka

Auf das Fundament kommt es an

9.10.2024
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Min.
Drei junge Sri Lanker auf einer kleinen Baustelle in grüner Umgebung

Wir haben schon länger den Wunsch gehegt, einen Auslandeinsatz zu machen, solange wir uns gesundheitlich fit fühlen und es familiär machbar ist. Ich, Ueli, bin seit einem Jahr pensioniert und Regula hat einen unbezahlten Urlaub beantragt.

Wir haben uns bei SAM global vorgestellt und uns wurde das Projekt der Handwerkerschule CCS in Sri Lanka für einen fünfmonatigen Einsatz vorgeschlagen. Anfangs 2024 reiste ich für drei Wochen mit Ruedi und Margrit S. sowie Bruno d.S. ans CCS mit, um vor Ort einen Einblick in die Arbeit zu erhalten. Ich habe die Eindrücke mit nach Hause genommen und im Frühling haben Regula und ich uns entschieden, das Abenteuer Sri Lanka zu wagen. In unseren Trauringen ist 1.Kor. 3,11 eingraviert: «Niemand kann ein anderes Fundament legen als das, welches gelegt ist, und das ist Jesus Christus.» Genau dieser Vers steht an einer Mauer am CCS. Das war für uns ein wichtiger Mosaikstein in unserer Entscheidungsfindung für diesen Auslandeinsatzort.

Mitte Juli haben wir unsere Reise angetreten. Wir sind gut am CCS angekommen und wurden freundlich aufgenommen. Nach dem Weggang des letzten Leiterehepaars vor rund einem Jahr stehen die lokalen Supervisoren nun selbst in der Verantwortung. Das Coaching dieser vier Supervisoren als verantwortliche Leiter ist eine unserer Hauptaufgaben für die Zeit unseres Aufenthaltes.

Wo sind sie geblieben?

Anfang August konnte der gute Abschluss des zweiten Terms vor der zweiwöchigen Ferienzeit festlich gefeiert werden. Wir hatten vier motivierte Erstlehrjahrlehrlinge und zwei im zweiten Lehrjahr. Anlässlich des Abschlussfestes am Abend konnte dem Team und den Lernenden ein Schweizer Qualitätssackmesser, gesponsert von der Firma Victorinox, überreicht werden. Doch nach den Ferien kam keiner der Lernenden vom ersten Lehrjahr aus den Ferien zurück… Wir haben die Supervisoren ermutigt, bei den Eltern nachzufragen und sie wenn möglich persönlich aufzusuchen. Das taten sie dann auch und jetzt sind wieder drei Lernende vom ersten Lehrjahr hier.

Die Gründe verstehen

Ein Gespräch mit einem Sri Lanker, der längere Zeit in Deutschland Theologie studiert hat und nun mit seiner deutschen Frau wieder in Trincomalee lebt, hat uns sehr geholfen, die Kultur besser zu verstehen. Er sagte uns, dass die Menschen in Sri Lanka wegen des Krieges wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben. So leben sie im Hier und Jetzt und möchten möglichst viel Geld verdienen. Das mag ein Grund sein, warum Lernende während der Lehre abspringen, sobald sie eine Anstellung finden, an der sie mehr Geld verdienen. Ausserdem benötigen ihre Familien Unterstützung und es kommt noch dazu, dass eine Maurerlehre ähnlich wie in der Schweiz keine grosse Anerkennung geniesst.

Übungen zu Maurerarbeiten

Die Bemühungen der Supervisoren sind gross, neue Lernende zu finden. Sie nehmen aktiv an staatlichen Veranstaltungen teil und können dort das CCS und die Lehre bekannt machen. Eine Lehre am CCS ist jedoch nicht nur eine Fachausbildung, sondern das christliche Fundament kommt im Zusammenleben und der Vermittlung von Werten zum Ausdruck. So kann dieser Weg für die jungen Männer zu anspruchsvoll sein, wie das nachfolgende Beispiel zeigt: Am zweiten Wochenende im September machten wir einen Besuch im Heimatdorf eines Supervisors im Norden. Aus diesem Dorf kam auch ein vielseitig begabter Lernender, welcher nach den Ferien nicht zurückgekehrt ist. Wir hegten die Hoffnung, ihn anlässlich unseres Ausfluges zu treffen und ihn wieder zurück ans CCS nehmen zu können. Jedoch wusste niemand im Dorf, wo er war. Auf der Rückfahrt sahen wir ihn «zufällig», als er etwas einkaufte. Wir stoppten und suchten das Gespräch mit ihm. Er hat jedoch eine neue Verpflichtung bei einem Hindutempel angenommen und so mussten wir leider ohne ihn unseren Heimweg fortsetzen.

Praktische Elektroübungen

Qualität spricht sich herum

Nach den Ferien stellten wir bei der Arbeitsplanung fest, dass für die kommenden Monate nicht genügend Aufträge vorlagen, welche ausgeführt werden konnten, obwohl Anfragen da waren und Aufträge in der Pipeline standen. Zum Teil konnten diese wegen des bevorstehenden Monsunregens nicht gestartet werden oder es waren noch Zahlungen ausstehend, die zuerst beglichen werden mussten. Wir zeigten den Supervisoren die Wichtigkeit der Kontaktpflege zu bestehenden Kunden auf und bestärkten sie darin, die Arbeiten so abzuschliessen, dass sie auch weiterempfohlen werden. Dies hat schon erste Früchte gebracht und jetzt sind die Arbeitsgruppen auch wieder gut ausgelastet.

Wie ist das Leben in der fremden und unbekannten Kultur?

Um uns herum sprechen alle eine Sprache, die uns völlig fremd ist. Sie lachen und scheinen Spass zu haben. Wenn wir versuchen, uns auf Englisch ins Gespräch einzubringen, reagieren sie zwar höflich, aber sehr kurz angebunden, und schon geht die Unterhaltung auf Tamil weiter. Diese Situation ist eine Herausforderung und gibt uns manchmal das Gefühl, nicht dazuzugehören und ausgeschlossen zu sein. Diese Erfahrung gibt uns einen kleinen Einblick, wie es vielen Menschen weltweit ergeht, die in einem Land ankommen, in dem sie die Sprache nicht verstehen.

Ethikstunde

Wir staunen immer wieder über die gut aufgebaute Infrastruktur des CCS und die strukturierten Schulunterlagen. Wir glauben und hoffen, dass hier noch viele junge Menschen nachhaltig ausgebildet und geprägt werden können. Diesen Glauben und diese Hoffnung erkennen wir auch bei den Supervisoren. Das Fundament ist ja gelegt – durch Jesus Christus.
Regula und Ueli L.

EIN LEUCHTFEUER DER HOFFNUNG

Nach den verheerenden Überschwemmungen in Sri Lanka hat sich unsere Hope Academy-Community zusammengetan, um die Familien unserer Schülerinnen und Schüler zu unterstützen. Viele von ihnen versuchten, irgendwie über die Runden zu kommen, und wir sahen es als unsere Aufgabe, ihnen die Hilfe zu geben, die sie brauchten. Als das Wasser zurückging, machte sich unser Team von engagierten Mitarbeitenden daran, die bedürftigsten Familien zu ermitteln, die von der Katastrophe am stärksten betroffen waren. Wir verteilten Grundnahrungsmittel wie Reis, Linsen, Zucker, Tee, Soja, Speiseöl, Milchpulver, Mehl, Konserven und Gewürze an die Menschen, die ihr Hab und Gut verloren hatten. Ausserdem haben wir Gebetszusammenkünfte organisiert und Möglichkeiten zu Gespräch und Beratung angeboten, um den Kindern und ihren Familien in der Akademie eine Atmosphäre der Normalität und des Trostes in dieser schwierigen Zeit zu bieten. Strahlende Gesichter zeigten, was für eine Kraft Mitgefühl und Grosszügigkeit haben.

Akash, eines unserer Kinder in der Akademie, war besonders dankbar für unsere Hilfe. Seine Eltern hatten sich scheiden lassen und ihn bei seiner Grossmutter zurückgelassen. Sie war von den Fluten betroffen und er sagte:

«Ich habe mir solche Sorgen um meine Grossmutter gemacht. Aber Sie haben uns unterstützt und uns nicht allein gelassen. Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Freundlichkeit und Ihr Mitgefühl für mich!»
Die Flut hat viele Häuser beschädigt oder zerstört

Während wir fleissig daran arbeiteten, die Not der Familien unserer Schüler zu lindern, wurden wir daran erinnert, dass es immer Hoffnung gibt, selbst unter den schlimmsten Umständen. Mit unserer Unterstützung konnten wir Liebe und Fürsorge weitergeben und den Kindern zeigen, dass sie geschätzte und geachtete Mitglieder unserer Gemeinschaft sind. Wir blicken auf diese schwierige Zeit zurück mit viel Dankbarkeit für die Chance, die wir hatten, das Leben der Familien unserer Schülerinnen und Schüler positiv zu beeinflussen. Konkret konnten wir 100 Familien mit Nahrungsmitteln versorgen und 40 Familien erhielten emotionale Unterstützung und Beratung.

Nahrungsmittelhilfe für betroffene Familien

So ist unser Fluthilfeprojekt zu einem Beweis für die verändernde Kraft von Mitgefühl und Freundlichkeit geworden. Wenn wir zusammenarbeiten, können wir im Leben derjenigen, die es am nötigsten haben, einen echten Unterschied machen. Auch in Zukunft werden wir diese wichtige Arbeit fortsetzen und die Familien unserer Schulkinder unterstützen, wann immer sie es brauchen.
Noel A.

UNUMGÄNGLICHE REPARATUR- UND BAUARBEITEN

Wie bereits geschrieben, liegt eine extrem regenreiche Saison hinter Sri Lanka. Die Wassermassen waren je nach Region begleitet von orkanartigen Böen, beispielsweise in Norton Bridge, wo unsere Partnerschule SAIT liegt. Die bereits von Rost zerfressenen Dachbleche litten unter diesen krassen Wetterbedingungen. Einige wurden wasserdurchlässig, andere haben sich verschoben und wieder andere wurden von den Winden weggetragen. Insbesondere das Hauptgebäude musste schnellstmöglich neu eingedeckt werden. Im Zuge dieser Arbeiten wurde dann auch gleich die Kapelle renoviert. Als Teilfinanzierung für die Dachrenovation haben wir von SAM global spontan CHF 3’000 überwiesen.

Reparaturarbeiten am Dach des SAIT

Rasches Handeln war auch am Lanka Bible College in Kandy erforderlich. Der von den starken Regenfällen komplett durchnässte Boden hat Baufachleuten zu denken gegeben. Die in den Hang gebauten Gebäude standen in der Gefahr, durch die Bodenerosion beschädigt zu werden. Unterhalb der Bibliothek und unterhalb eines der Studentenwohnhäuser musste ein tiefer Graben ausgehoben und eine solide Stützmauer betoniert werden. Der Bauauftrag wurde von der Handwerkerschule CCS ausgeführt. Somit kommt der spontane finanzielle Support von CHF 5’000 quasi zwei unserer Partnerorganisationen zugute. Diese Beträge belasten nun das Sri Lanka-Budget 2024. Wir haben in den letzten NEWS schon einen Aufruf für die Nothilfe lanciert und einige Personen haben reagiert. Ganz herzlichen Dank!

Der Boden drohte abzurutschen

Nun sind jedoch noch mehr Kosten dazugekommen und wir sind dankbar, wenn sich noch andere Personen beteiligen könnten, damit wir Ende Jahr nicht mit einem grossen «Minus» abschliessen. Deshalb lancieren wir einen:

AUFRUF ZUR SOLIDARITÄT MIT UNSEREN PARTNERORGANISATIONEN

Mit CHF 30 finanzierst du ein 3 Meter langes Blech für das Dach am SAIT.
Mit CHF 100 übernimmst du einen halben Laufmeter Stützmauer am LBC.

Jetzt spenden: https://www.sam-global.org/nothilfe-sri-lanka

Herzlichen Dank für alle Unterstützung!
Andreas Zurbrügg, Länderverantwortlicher Sri Lanka

Die soliden Stützmauern schützen die Gebäude

SAM global
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