Bereits in den Jahren 2016, 2018 und 2019 reiste Bruno dos Santos für Kurzzeiteinsätze ans CCS, um die Lernenden im Fach Elektroinstallation zu unterrichten. 2019 bildete er zusätzlich die Supervisoren in den Themen Ethik und Leadership weiter. Im Januar ist er wieder nach Sri Lanka gereist und berichtet darüber:
Nachdem zuerst Familie R. und etwas später auch Familie B. in die Schweiz zurückgekehrt sind, wurde im vergangenen September die Verantwortung für das CCS so gut wie möglich den vier lokalen Supervisoren übergeben. Zusätzlich hat Stefan B. sie weiterhin aus der Schweiz unterstützt. Trotzdem bekamen Margrit und Ruedi Anrufe der Supervisoren und wurden in ihren bereits zu Beginn kommunizierten Bedenken bestätigt, dass eine vierköpfige Leitung in Sri Lanka nicht ohne intensive Begleitung funktionieren kann. Sie haben ehemalige Einsatzleistende und auch mich kontaktiert und zu einem Treffen eingeladen, um über mögliche Lösungen zur Verbesserung der Situation auszutauschen. So kam es dann dazu, dass Margrit, Ruedi, Ueli und ich am 18.1.2024 für drei Wochen in Richtung Sri Lanka abgeflogen sind.
Ankunft mit gemischten Gefühlen
Wir wurden von den Supervisoren und auch von den Lernenden sehr herzlich empfangen. Es war für mich wie ein nach Hause kommen. Sehr schön zu erleben war die grosse Freude der Supervisoren, Margrit und Ruedi wieder am CCS zu haben. Rasch bemerkten wir jedoch, dass Themen wie beispielsweise Ordnung, Pünktlichkeit und Disziplin nicht mehr denselben Stellenwert haben. Zudem hatten wir auch den Eindruck, dass es unter den vier Supervisoren Probleme geben muss, die nicht verarbeitet sind. Dies machte sich insbesondere in der Zusammenarbeit der vier bemerkbar sowie zum Teil auch an Reaktionen, wenn wir Themen, die uns aufgefallen sind, angesprochen haben.
Workshops «CCS in the future»
Gleich am Montag in unserer ersten Woche wollten wir unseren Einsatz definieren und mit den Supervisoren klären, welche Unterstützung sie konkret von uns in Anspruch nehmen wollten. Schnell mussten wir feststellen, dass für sie vieles unklar war. Entsprechend waren sie auch nicht in der Lage, uns konkrete Angaben zu machen. So mussten wir versuchen, Klarheit bezüglich der zukünftigen Strategie des CCS zu schaffen und in gemeinsamen Gesprächen herauszufinden, wie sie sich die Zukunft des CCS vorstellten. In einigen Workshops haben wir gemeinsam die neue Organisationsstruktur erarbeitet. Zudem diskutierten wir die Wichtigkeit von Ordnung und Disziplin. Erste Massnahmen wurden umgehend umgesetzt. Mehr war in unserer begrenzten Zeit und aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit der Supervisoren leider nicht möglich.
Aktuelle Situation aus meiner Sicht
Die vier Supervisoren geben ihr Bestes, einige etwas intensiver, andere etwas weniger. Die Lernenden sind grundsätzlich motiviert, aufgestellt und fröhlich und haben mit Ausnahme der Englischkenntnisse einen guten Wissensstand. Bei den Supervisoren habe ich Überforderung und Müdigkeit wahrgenommen – eine logische Folge, müssen sie doch seit vier Monaten auch sämtliche Arbeiten und Aktivitäten übernehmen, die bisher von zwei bis sechs Schweizern gemacht wurden. Die zu Beginn erwähnten Probleme unter den Supervisoren sind aus meiner Sicht ein Resultat der Überforderung. Erschwerend ist, dass die Menschen in Sri Lanka sich nicht gewohnt sind, Entscheidungen zu fällen, insbesondere wenn sie alle auf derselben Hierarchiestufe stehen. Dies verkompliziert die Arbeit am CCS und verzögert ein Vorwärtskommen enorm.
Wie weiter?
Erste Priorität muss die Entlastung der Supervisoren haben. Die Ressourcen der nun fehlenden Schweizer sollten durch gute lokale Mitarbeitende ersetzt werden, wobei die vier Supervisoren eine Stufe nach oben steigen und unter ihnen neue Supervisoren (Teamleiter) eingesetzt werden. Dies kann durch gezieltes Fördern von CCS-Angestellten mit Abschluss erfolgen oder durch das Suchen von geeigneten Mitarbeitenden in Sri Lanka. Zudem sollte das neue Management in den nächsten Monaten eng begleitet werden, damit die notwendige Weiterentwicklung der vier Management-Mitarbeiter sichergestellt ist. Dies ist vorgesehen durch weitere Einsätze vor Ort analog des unseren und/oder durch regelmässige lokale Unterstützung, beispielsweise von geeigneten Board-Mitarbeitenden.
Persönliche Gefühle
Wie bei allen anderen Einsätzen am CCS hat mich auch dieses Mal die Situation der Lernenden sehr berührt. Sie kommen aus schwierigsten familiären Verhältnissen in eine für sie unbekannte Umgebung, müssen hart arbeiten und viel lernen. Und doch sind sie zufrieden, fröhlich, einsatzwillig und dankbar. Es macht sehr grosse Freude, sie zu unterrichten, egal in welchem Fach. Wenn mir jedoch Geschichten wie beispielsweise die nachfolgende erzählt werden, kommen mir Tränen: Eine Mutter mit sechs Kindern, der Vater ist vor einiger Zeit gestorben. Wenn das Geld jeweils nicht mehr ausreicht, geht sie ins Ausland, z.B. nach Dubai. Der zweitälteste Sohn, ein ehemaliger CCS-Lehrling, ist seit ein paar Monaten auch in Dubai. Die beiden jüngeren Söhne haben die Lehre am CCS abgeschlossen und arbeiten aktuell im CCS als Mitarbeiter. Die jüngsten beiden Söhne (15 und 12 Jahre alt) sind in einem Kinderheim untergebracht. Die gesamte Last der Familie liegt auf dem älteren der beiden Söhne am CCS.
Weiter mit dem CCS? – Ja unbedingt!
Ich bin überzeugt, dass jeder, der einmal für mehrere Wochen im CCS war, diese Frage gleich beantworten würde. Gottes Segen und sein Wirken sind spürbar. Für Jugendliche aus ärmsten Verhältnissen ist das CCS eine super Chance, aus der Armut herauszufinden, insbesondere wenn sie Gott und Jesus kennen lernen und darin wachsen, auf seine Hilfe zu zählen. Bestimmt wird das CCS unter lokaler Leitung nicht mehr gleich wie unter Schweizer Leitung weitergeführt. Solange jedoch die Vermittlung von Gottes Liebe und Jesus als unserem Retter das zentrale Ziel ist, wird das CCS für Sri Lanka weiterhin ein grosser Segen sein. Natürlich bedingt dies auch, dass das «Warum wir es tun» bei allen Verantwortlichen und involvierten Mitarbeitenden tief im Herzen verankert ist. Es ist also alles andere als falsch, wenn die Arbeit am CCS weiterhin aus der Schweiz finanziell grosszügig unterstützt wird, auch unter lokaler Leitung.
Bruno dos Santos, Kurzzeit-Mitarbeiter
TATKRÄFTIGE UNTERSTÜTZUNG FÜR DAS CCS
Ich freue mich sehr über die Entwicklung an der Handwerkerschule CCS. Klar – wir hätten uns eine Übergabe der Verantwortung an Janufan, Joshua, Sana und Kanut über eine längere Zeit und mit einer intensiveren Begleitung vor Ort gewünscht. Nun sind die vier im letzten September nach sehr kurzer Einarbeitungszeit buchstäblich «ins kalte Wasser» geworfen worden. Sie haben ihre Arbeit bestmöglich gemacht und das CCS hat weiterhin seine Aufgabe gut erfüllt. Die Ausbildung lief weiter, Bauaufträge wurden akquiriert und ausgeführt, Rechnungen und Löhne wurden bezahlt. Sie haben auch Abschlussprüfungen durchgeführt und eine neue Klasse von neun Lernenden rekrutiert. Klar, das Viererteam hat sich noch nicht hundertprozentig gefunden und begegnet noch vielen Herausforderungen. Daher freue ich mich, dass Ruedi S. nach dem Besuch im Januar bereit ist, auch im Mai nochmals hinzureisen, um das Team zu unterstützen.
Für diesen Einsatz suchen wir noch:
- Eine Person mit didaktischen Kenntnissen – um den drei Supervisoren zu helfen, ihren praktischen und theoretischen Unterricht noch besser zu gestalten.
- Ein/e Sanitärinstallateur/in – um den Lernenden die nötigsten Grundkenntnisse zu vermitteln und den Ausbildnern eine Richtlinie, wie sie diese Kenntnisse vertiefen können.
Für diesen oder weitere Kurzeinsätze (3-12 Monate) suchen wir zudem:
- Schreiner/innen und Zimmerleute
- Elektroinstallateur/innen
- Hochbauzeichner/innen
- Fachperson für administrative Tätigkeiten/Finanzen
Herzlichen Dank für euer Interesse und eure Unterstützung auch weiterhin.
Andreas Zurbrügg, Länderverantwortlicher
DAS LBCS TROTZ GEGENWIND IM AUFSCHWUNG
Sri Lanka hatte und hat mit einer Vielzahl von Herausforderungen zu kämpfen, darunter die hohe Verschuldung, Handelsungleichgewichte, politische Instabilität und soziale Unruhen. Gemäss Berichten sank das Bruttoinlandproduktes (BIP) von Sri Lanka im Jahr 2022 um beträchtliche 9,2 Prozent und im Jahr 2023 um weitere 4,2 Prozent. Parallel dazu wurde 2022 eine Teuerung von gut 40% verzeichnet. Diese Wirtschaftsindikatoren unterstreichen die Schwere der Krise, in der sich das Land in diesem Zeitraum befand. Im Februar 2023 feierten wir am LBCS mit der Graduierung von über 150 Studierenden, die damit ihren akademischen Weg abschlossen, einen bedeutenden Meilenstein. Dann konnten wir 14 Badezimmer und Toiletten komplett renovieren, um das Wohlbefinden und den Komfort unserer akademischen Gemeinschaft zu verbessern. Einmal mehr haben wir sehr geschätzt, dass Regine F. und Cornelia B. gekommen sind, um über die Themen Seelsorge und Gesundheitsvorsorge zu unterrichten. Ergänzend dazu haben wir einen einmonatigen Englisch-Kurs organisiert, um die Studierenden auf eine höhere theologische Ausbildung vorzubereiten.
Darüber hinaus fand eine Retraite für alle Mitarbeitenden statt, um unsere Arbeit zu professionalisieren und die Teamarbeit und Effizienz zu verbessern. Und wir haben Seminare für Leitungspersonen von Kirchen veranstaltet. Das Ziel ist die Umgestaltung von Ortsgemeinden, um eine positive Wirkung auf die breitere Gesellschaft zu erzielen.
Am Ball bleiben
Inmitten dieser bereichernden Aktivitäten haben wir die Kontinuität der Ausbildung durch ein vielfältiges Angebot an Online- und Präsenz-Kursen aufrechterhalten. Dies umfasst nicht-formale Programme sowie folgende Diplomkurse: Bachelor of Arts in Ministry and Missions (BA MM), Bachelor of Theology (B.Th) und Master of Divinity (M.Div). Besonders erwähnenswert ist die Einrichtung eines technologisch fortschrittlichen Klassenzimmers, das die Teilnahme an physischen Kursen von jedem Ort des Landes oder der Welt aus ermöglicht. Diese Initiative spiegelt unsere proaktive Haltung wider, die moderne Technologie zu nutzen, um angesichts der Wirtschaftskrise eine dynamische und vielseitige Lernumgebung zu schaffen.
Auswirkungen auf das ganze Land
Eine beträchtliche Anzahl der erwähnten 150 Absolvent/innen waren Empfängerinnen und Empfänger von Stipendien, die uns von SAM global zur Verfügung gestellt wurden. Die meisten von ihnen stammen aus abgelegenen ländlichen Gebieten, was die integrative Wirkung unserer Bildungsinitiativen unterstreicht. Sie haben am LBCS eine umfassende und ganzheitliche Ausbildung durchlaufen und sind gut gerüstet, um einen bedeutenden Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben. Es ist ermutigend festzustellen, dass viele von ihnen sich aktiv in der Kirche engagieren und einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der lokalen Gemeinschaft leisten. Die von SAM global gewährte Unterstützung hat eine entscheidende Rolle bei der Ermöglichung dieser Bildungsbemühungen gespielt.
Es geht wieder aufwärts
Nach den Herausforderungen, die die COVID-19-Pandemie mit sich brachte, verzeichnete unsere Einrichtung einen erheblichen Rückgang der Einschreibungen. Die Abschlussfeier 2023 markierte jedoch einen Wendepunkt, da sie die erste grössere Veranstaltung nach der COVID-Pandemie darstellte. Dieses Ereignis wirkte wie ein Katalysator und führte zu einem bemerkenswerten Anstieg der Einschreibungen für das laufende Studienjahr. Wir freuen uns, einen Anstieg von etwa 40 Studierenden im letzten Jahr auf derzeit 65 Studierende verzeichnen zu können. Dies ist ein Beweis für die Widerstandsfähigkeit unserer Einrichtung und die nachhaltige Wirkung der hier angebotenen Ausbildung. Darüber freuen wir uns sehr und bedanken uns herzlich für alle Unterstützung.
Lal S., Leiter des Lanka Bible College & Seminary (LBCS)