Um das Viererteam zu unterstützen, das die Handwerkerschule CCS leitet, sind Ruedi S. und Beat F. Ende April für drei Wochen nach Trincomalee gereist. Beat hat bereits verschiedene Einsätze in Sri Lanka geleistet und berichtet:
Im Jahr 2005 wurde in unserer Gemeinde bekanntgegeben, dass der geistliche Leiter für das Baulager in Sri Lanka ausgefallen war – und das nur zwei Wochen vor Beginn! Nach einer Woche intensiven Gebets meldeten meine Frau und ich uns als «Ersatz» – und nochmals eine gute Woche später waren wir auf dem Weg zum LBC (Lanka Bible College) in Kandy. Das war ein Abenteuer, das uns bis heute beschäftigt. In den folgenden Jahren folgten zwei weitere Einsätze am LBC, in denen Schweizer Handwerker zusammen mit einheimischen Bibelschülern die Gebäude wesentlich erweitert haben. 2008 folgte ich einem Aufruf zum Aufbau einer neuen Bibelschule in Trincomalee, mitten im Krieg. Trincomalee war damals Frontstadt, und wir starteten unter denkbar schwierigen Bedingungen (Materiallieferung, keine Strasse, kein Strom, Unterbrüche durch kriegerische Handlungen). Auch diesmal arbeiteten wir sehr eng mit einheimischen Personen zusammen (fünf Schweizer mit durchschnittlich einem Dutzend Tamilen und Singhalesen). Dem ersten Einsatz folgten zwei weitere in den Jahren danach. In diese Zeit fällt auch der Start der Handwerkerschule CCS auf Initiative des damaligen Leiters der Bibelschule in Trincomalee. Ich durfte den Aufbau des CCS wiederum durch drei Einsätze unterstützen.
Jesus macht den Unterschied
Oft schon wurde ich gefragt, was solche Einsätze denn bringen, ob da etwas bleibt und sich etwas positiv verändert. Natürlich habe ich in den vielen Einsätzen mein Wissen und Können als Maler und Handwerker eingesetzt und weitergegeben, aber meine tiefe Motivation war und ist heute immer noch die gleiche, ja sie ist sogar noch stärker geworden: Ich möchte die Gute Nachricht weitergeben und mithelfen, dass Menschen, wo immer sie auch leben, Jesus kennen lernen. Ich habe es erfahren und es ist meine tiefe Überzeugung, dass ein authentisches Leben und das Erzählen, was man persönlich mit Jesus erlebt hat, nachhaltige Auswirkungen auf andere Menschen haben und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es war für mich eindrücklich, das nach zehn Jahren Abwesenheit am CCS zu erkennen und zu erleben. Ich habe mich sofort wieder zu Hause gefühlt, als ob diese Jahre dazwischen nicht gewesen wären. Alte Freundschaften wurden auf der Basis gemeinsamer Erlebnisse und des gemeinsamen Glaubens an Jesus sofort wieder lebendig. Ich bin überzeugt, dass bleibende Veränderung nur eine Chance hat, wenn die Grundlage dafür im Glauben verankert wurde.
In der Nachfolge geblieben
Bei unserer Reise nach Kandy konnten wir Kapila, einen ehemaligen Lehrling am CCS, in Dehiyatikandiya besuchen. Ich hatte ihn bei meinem ersten Einsatz am LBC kennen gelernt – ein aufgestellter, fröhlicher junger Mann. Er besuchte einem Grundkurs für Theologie und war während des Lagers eine grosse Hilfe im Organisieren. Kapila hatte ein bewegtes Leben hinter sich: In seiner Jugend schon drogenabhängig, dann Entzug in der Reha bei Rata Witekoon in Unawatuna, anschliessend Co-Leiter in der Reha und von dort ans LBC. Er studierte weiter am LBC und arbeitete während der Baucamps mit uns. Weil ihn seine damalige Verlobte verliess, wurde Kapila rückfällig, flüchtete jedoch Gott sei Dank zurück in die Reha und half nach seiner Genesung dort als Gruppenleiter, bis Rata Anfang 2012 starb. Als Starks davon hörten, boten sie Kapila an, ans CCS zu kommen und eine zweijährige Ausbildung zu machen. Vorkenntnisse hatte er aus der Lagerzeit am LBC schon einige. Nach erfolgreich abgeschlossener Lehre arbeitete er als Vorarbeiter, Sozialarbeiter und Seelsorger am CCS. An den Wochenenden half er oft seinem Studienfreund Soysa, der in Dehiatikaniya, einem buddhistischen Gebiet zwischen Pollonaruwa und Mahiyangana, eine Gemeinde aufbaute. Dabei lernte er seine jetzige Frau Prassadi kennen und sie heirateten kurze Zeit später. Prassadis Mithilfe wurde am CCS sehr geschätzt, aber sie litt stark unter Heimweh, vor allem nach der Geburt des ersten Kindes. So beschlossen die beiden, sich in Dehiatikandiya niederzulassen, wo auch ihr zweiter Sohn zur Welt kam. Heute führt Kapila einen Laden mit Landesprodukten, ist aber wesentlich in der Leitung der Gemeine tätig, da sein Freund Soysa in 30 km Entfernung die nächste Gemeinde aufbaut und dazu noch unter den Veddas, den Ureinwohnern Sri Lankas, arbeitet.
Solche Beispiele stellen mich auf und motivieren mich, bei der Weitergabe der Frohen Botschaft dranzubleiben. Es lohnt sich, das CCS zu unterstützen, damit es auch in Zukunft eine Ausbildungsstätte für solides Bauhandwerk bleibt und darüber hinaus ein Ort, an dem die Lernenden der Liebe Gottes begegnen.
Beat F., Facheinsatz
DAS SAIT – HEUTE UND MORGEN
Auf meiner einwöchigen Monitoring-Reise nach Sri Lanka Anfang Mai konnte ich auch Sam und Regina T., die Leiter vom SAIT (South Asian Institute of Theolgy), treffen. Die beiden reisen noch immer einmal monatlich von Colombo in die Tee-Anbau-Region von Norton Bridge, wo während einer Woche rund 30 Studierende aus dem ländlichen Gebiet unterrichtet werden. Die Kurse sind dem Niveau der Studierenden angepasst, es gibt Kurse in Tamil, andere in Sinhala. SAM global unterstützt die Ausbildung dieser Mitarbeitenden der in ärmlichen Verhältnissen lebenden Kirchen seit Gründung der Schule vor 35 Jahren. Nicht ohne Stolz erzählte Sam von der Diplomfeier vom vergangenen März. Es wurden Diplome für fünf verschiedene Niveaus vergeben:
16 x Christian Workers Certificate(1 Jahr)
4 x Diploma in Biblical Studies (2 Jahre)
2 x Bachelor of Arts in Bible Literature (3 Jahre)
1 x Graduate in Theology (GTh) (4 Jahre)
8 x Bachelor of Theology (BTh) (5-6 Jahre)
(Erneut) angesprochen auf das Thema Nachfolge antwortete Sam, dass er diese Schule aufgebaut habe und sie leiten werde, solange Gott ihm dafür die Kraft gebe. Wenn er eines Tages die Aufgabe nicht mehr meistern könne, werde Gott jemanden berufen, um in seine Fussstapfen zu treten. Als Nachfolger sieht Sam beispielsweise seinen Neffen Noel (Lanka Home Partners – siehe weiter unten). Noel scheint dieses Szenario nicht auszuschliessen. Er hat Sam auch bereits auf einige Missstände oder Versäumnisse angesprochen, die dieser zumindest teilweise am Aufarbeiten ist. So besitzen die Bewohnerinnen und Bewohner der SAIT-Häuser mittlerweile eine offizielle Nutzungsberechtigung. Leider verfügen noch nicht alle Mitarbeitenden am SAIT über einen Arbeitsvertrag. Vieles ist nur mündlich geregelt. Noel hofft, dass auch diese Angelegenheit bald bereinigt wird, um spätere Probleme zu vermeiden. Auf jeden Fall werden am SAIT Menschen für die kirchliche Arbeit ausgebildet und motiviert. Daher sehen wir unseren Beitrag noch immer sinnvoll investiert. Dank der erfolgreichen Hühnerzucht auf dem Gelände können wir unsere Beiträge sogar jährlich um 10% senken und wir hoffen, dass das SAIT mittelfristig weniger abhängig von SAM global sein wird.
GANZHEITLICHE UNTERSTÜTZUNG
In den Sri Lanka NEWS vom Juni 23 haben wir über eine mögliche Zusammenarbeit mit Lanka Hope Partners berichtet, die nun seit Januar 24 läuft. LHP ist eine sozial-humanitären Organisation, welche Lebensmittel an Bedürftige verteilt, einzelnen Familien hilft, ein Einkommen zu erwirtschaften oder in Colombo in einem armen Quartier günstige Nachhilfestunden anbietet (Hope Academy).
Ich konnte das Leiterehepaar Tushana und Noel A. treffen und Tushana hat mir ein Beispiel aus ihrer Tätigkeit mit Kindern aus finanziell benachteiligtem Umfeld erzählt:
Es war ein ganz normaler Tag an der Hope Academy mit dem üblichen geschäftigen Treiben, als sich die Nachricht wie ein kalter Wind durch die Flure verbreitete, dass Revision (der Junge heisst so) krank geworden war. Das aufgeweckte, enthusiastische Kind mit seinem ansteckenden Lachen war blass und schwach, sein typischer Eifer verschwunden. Mit besorgten Gesichtern eilten seine Eltern mit ihm ins Government General Hospital. Die Diagnose erschreckte: ein geschwächtes Herz und eine defekte Herzklappe, die mittels einer Operation rasch ersetzt werden musste. Für die Hope Academy war die Nachricht ein schwerer Schlag. Revision war mehr als nur ein Schüler, er war ein Mitglied der Familie. Gebete erfüllten die Klassenzimmer. Die gesamte Akademie, Lehrpersonen und Schüler gleichermassen drückten ihren grossen Wunsch aus, dass Revision wieder gesund werden möge. Die Operation verlief erfolgreich und bewies das Geschick der Chirurgen und die Macht des gemeinsamen Gebets. Doch die Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Die ständigen Kosten für die Medikamente drohten die Eltern zu erdrücken. Sie kämpften und ihre Gesichtszüge waren von einer neuen Art von Sorgen geprägt: der finanziellen Not. Als ich ihren Zustand sah, wurde mir klar, dass ich handeln musste. Ich wandte mich an sie und bot jede erdenkliche Hilfe an. Die Last wurde erleichtert, aber nicht vollständig beseitigt. Der Weg zur Genesung war lang und schwierig, aber Revision liess sich nicht unterkriegen und kämpfte. Fast fünf Monate später kehrte er in die Hope Academy zurück. Sein Gesicht war immer noch blass, aber seine Augen waren von einer neuen Lebensfreude erfüllt. Das Klassenzimmer, das einst eine Lernumgebung gewesen war, fühlte sich nun wie ein Zufluchtsort an, ein Ort der Wärme und des Trostes. Seine Geschichte ist ein Beispiel für die Kraft der Hoffnung, die Stärke der Gemeinschaft und Gottes unerschütterliche Gnade.
Herzlichen Dank für euer Interesse und eure Unterstützung.
Andreas Zurbrügg, Länderverantwortlicher