Es ist sehr erfreulich zu erleben, wie das Projekt zur Verbesserung der Lebensgrundlagen für die Menschen im Sertão-Gebiet wächst und sich ausweitet.
Zum Projekt gehört der Brunnenbau für Dörfer, in denen die Menschen kaum Wasser haben, aber auch Brunnen für die Landwirtschaft, die ausschliesslich zur Bewässerung von Pflanzungen oder für die Tierhaltung dienen. Weiter investieren wir in die Beratung von Landwirten und begleiten ihre Projekte, zum Beispiel einen Gemüsegarten, Fruchtbaumpflanzungen oder der biologisch organische Landbau. Auch die Anleitung und Begleitung bei Tierhaltung und Imkerei ist Teil des Projekts. Und Landwirtinnen und Landwirte können durch das Projekt Geräte und Kleinmaschinen erwerben, die sie während vier Jahren zu 50% zurückzahlen. Nur so ist eine Anschaffung für sie überhaupt möglich.
Das dürre Land wird fruchtbar
Begonnen hat diese Arbeit vor rund 12 Jahren. Es war geplant, dass ein Agronom aus dem südlicheren Teil Brasiliens zu uns nach Barras kommen würde, um den Bereich der Landwirtschaft abzudecken. Die vorgesehene Person sagte jedoch ab und so hat die Leitung von ProSERTÃO mich angefragt, ob ich dies übernehmen würde. Da ich mich schon seit 1984 für einen solchen Auftrag berufen wusste und Landwirt bin, habe ich zugesagt, das mit Gottes Hilfe anzupacken. Ich stellte nur eine Bedingung: Ich wollte ein schlechtes Stück Land kaufen, Tests durchführen und Modelle aufbauen. So ist ein Landwirtschaftsprojekt entstanden, das schon manchem Landwirt neuen Mut gegeben hat, nicht aufzugeben, sondern wieder zu pflanzen, weil es sich lohnt. Unser Landwirtschaftsgelände heisst EFATÁ, was bedeutet: «Tu dich auf». Das Land soll sich auftun und seine Frucht bringen, aber auch Menschenherzen sollen sich öffnen für den Schöpfer und für das, was ER sich zur Kultivierung und Bepflanzung des Bodens gedacht hat. Zu Beginn wuchsen die Bohnen auf dem Efatá-Gelände nur 20 cm hoch, wurden gelb und starben ab. Heute wachsen 15 verschiedene Fruchtsorten, Reis und Bohnen. Auch Manjokwurzeln und Zuckerrohr gedeihen, nebst Gräsern und Sträuchern zur Verbesserung des Bodens.
Die guten Erfahrungen ziehen Kreise
Langsam wächst im Sertão ein Netzwerk mit Agronomen und freiwilligen Mitarbeitenden, die ihre Kenntnisse einbringen. In Kursen und Erfahrungswochen werden Landwirte und Leitende ermutigt, Neues zu wagen und auszuprobieren. Es sind bereits verschiedene Zweigstellen entstanden: in Lagoa São Francisco-PI (100 km östlich von Barras), Miguel Alves-PI (100 km westlich von Barras), Irapuá-PI (90km südlich von Barras), Anisio de Abreu-PI (700 km südöstlich von Barras), Angico-BA (760 km südöstlich von Barras) und Carnaubeira da Penha-PE (835 km östlich von Barras).
Bei allen sechs Zweigstellen haben wir freiwillige Mitarbeitende, die unsere Erfahrungswochen oder Kurse besuchten und nun die gewonnenen Erkenntnisse selbst weitergeben und modelhaft praktizieren. Sie sind sehr motiviert, den Menschen im Sertão ganzheitlich zu dienen. Das heisst, dass sie auch die Werte und Prinzipien weitergeben, die Gott in ihre Herzen gepflanzt hat. Das freut uns besonders, denn wir sind überzeugt, dass unser Schöpfer am besten weiss, was gut ist für die Menschen und wie Pflanzen und Tiere gesund und kräftig gedeihen.
Die Kraft der Sonne nutzen
Ab diesem Jahr installieren wir in den gebohrten Brunnen ausschliesslich mit Solarenergie betriebene Tauchpumpen. Bis zu dreimal pro Tag kann so ein Wassertank von 10’000 Liter gefüllt und damit Familien oder Pflanzungen und Tierherden versorgen werden. Bei den Pflanzungen benutzen wir das Tropfsystem, das sich sehr bewährt, um in den heissen Sommermonaten gezielt und sparsam zu bewässern.
Highlights
In der Zweigstelle Lagoa São Francisco entsteht zurzeit eine Honigverarbeitungszentrale. Fünf Landwirte erweitern ihren Bienenbestand erheblich. Sie leben in einem Gebiet, in dem es praktisch das ganze Jahr über blühende Wildsträucher gibt. In Angico-BA bekommen zwei Dörfer einen Brunnen. Im Dorf Calderão de Caraíba wurde 80 Meter tief nach Wasser gebohrt. Kein Tropfen wurde gefunden und die Enttäuschung bei den Leuten war natürlich gross. So entschlossen wir uns, etwas weiter entfernt nochmals zu bohren. Da stiessen wir auf porösen Sandstein, der Wasser führt. Was für ein Wunder! Der Brunnen kann bis zu 3’000 Liter Wasser pro Stunde spenden. Bald werden wir dort eine Solarpumpe einrichten, die das köstliche Nass aus einer Tiefe von 40 Metern herausbefördern wird. Die Familien freuen sich enorm, da sie in absehbarer Zeit Bäume und Gemüse pflanzen und wieder Tiere halten können, auch während der siebenmonatigen Trockenzeit. Was das für die Menschen bedeutet, ist kaum zu beschreiben. Herzlichen Dank an alle, die das mit ihrer Unterstützung möglich machen!
Martin B.
PASTOREN UND MITARBEITENDE STÄRKEN
Wir haben bereits berichtet, dass das Projekt ProSERTÃO wächst. Bei unserer strategischen Planung im März haben wir erkannt, dass wir einen neuen Arbeitsbereich ins Leben rufen möchten, nämlich «Member Care». Viele Pastoren und Mitarbeitende, die im Landesinnern dienen, erhalten wenig Unterstützung. Dies führt dazu, dass einige frustriert sind oder sogar mit Burnouts wieder aufgeben. Wir wollen Mitarbeitende besuchen und unterstützen, auch solche, die im Rahmen ihrer Ausbildung bei «Wort des Lebens» ein Praktikum bei uns gemacht haben und nun im Sertão arbeiten. Ziel ist die Stärkung der Mitarbeitenden sowie eine fruchtbare Zusammenarbeit.
Joel R.
