Die Hitze und Trockenheit im Sertão sind prekär. Landwirt João (Name geändert) schildert die Lage: «Könnt ihr euch vorstellen, wie es ist, wenn die Temperaturen täglich auf 40° Celsius im Schatten steigen? Bei uns dauert das nun schon seit fünf Monaten an.
Bis es regnen wird, werden nochmals ein bis zwei Monate vergehen. Die Ziehbrunnen sind schon längst vertrocknet. Wasser muss per Lasttier oder mit dem Motorrad von weither geholt werden. Manchmal bringt ein Lastwagen ein paar tausend Liter, aber dies kostet uns einiges und reicht doch nicht weit.
Fast ohne Wasser zu leben, macht Pflanzen, Tieren und uns Menschen stark zu schaffen. Einige Leute schütteln den Kopf, wieso wir noch in dieser kargen Gegend ausharren. Viele Familien sind in Städte gezogen, wo es eine Wasserversorgung gibt. Aber wir sind in dieser Gegend aufgewachsen und haben gelernt, mit wenig auszukommen. Wir wissen, dass es jedes Jahr so eine Trockenperiode gibt. Danach kommt die Regenzeit und wir bebauen die Felder in der Hoffnung, dass der Regen genügend lange anhält, damit es eine gute Ernte gibt.
Nun haben wir gehört, dass sich PróSERTÃO dafür einsetzt, dass in unseren Dörfern Brunnen gebohrt und Wasserleitungen installiert werden. Das tönt zu schön, um wahr zu sein. Politiker haben das schon oft versprochen, aber nach den Wahlen blieb doch alles beim Alten. Wir haben gehört, dass PróSERTÃO nichts mit Politik zu tun hat, sondern das freiwillig macht. Wenn das wirklich wahr werden würde, dann würde sich ein Traum erfüllen!»
Der Traum wird wahr!
In Pau de Birro, einem der Dörfer, die zur politischen Gemeinde Anísio de Abreu-Piauí gehören, war es am 22. Juli 2022 soweit: Die Bohrmaschine kam, wurde sofort in Position gebracht und die Arbeit konnte beginnen. Den ganzen Tag lang bohrte sich die Maschine durch Felsschichten. Wasser spritzte durch den Druck des riesigen Kompressors hoch. Die Sonne war längst hinter dem Horizont verschwunden, als die Bohrequipe erklärte, in 82 Metern Tiefe fast 6’000 Liter gutes Wasser gefunden zu haben. Das ist nicht selbstverständlich, denn in jener Gegend ist Wasser, das gefunden wird, oft salzhaltig.
Die Bevölkerung begann vor Freude zu jubeln und zu tanzen. Sie bespritzten einander mit Wasser und konnten es kaum fassen, dass sie nun gutes Wasser bekommen und das ganze Dorf mit seinen 19 Familien mit dem köstlichen Nass versorgt wird – fliessendes Wasser für Mensch und Tier, um einen kleinen Garten anzulegen, Bäume zu pflanzen usw. Und vielleicht reicht es sogar, um auch in der Dürreperiode einen kleinen Acker zu bewässern mit Früchten und Gemüse ... und für etwas frisches Gras für die Ziegen und Schafe!
Wasser der anderen Art
In diesem Jahr konnte PróSERTÃO schon drei Dörfer mit Wasser versorgen. In drei weiteren Dörfern treffen wir Abklärungen und wenn alles klappt, werden auch sie bis Ende Jahr fliessendes Wasser bis in die Häuser erhalten. In jedem Dorf sind wir darauf bedacht, dass den Bewohnenden in ganzheitlicher Weise gedient wird. Wasser bringt sehr viel Lebensqualität für die Menschen, Tiere und Pflanzen. Aber es gibt bei den Menschen und in den Familien auch öde Stellen, sprich Probleme, die nicht mit H2O gelöst werden können. Da braucht es das Lebenswasser, das nur Jesus Christus anbieten kann. Da helfen wir den Menschen gerne weiter, damit sie beispielsweise lernen zu vergeben, wie Gott ihnen vergibt. Auf dieser Grundlage können Ehen neu starten, oder Frauen lernen, ein gesundes Selbstvertrauen aufzubauen und Männer werden frei vom übermässigen Alkoholkonsum. Wir setzen uns dafür ein, dass auch Kinder, Teenies und Jugendliche eine neue Perspektive für ihr Leben finden. Wir erleben immer wieder, wie Menschen aufblühen, wenn sie Jesus Christus begegnen, der das lebendige Wasser ist.
Martin B.
Gut ausgebildete Leitende für den Sertão
T-Link ist eine christliche, interdenominationelle Organisation, die durch ganzheitliche Ausbildung Menschenleben und gegebene Umstände verändern will. Sie ist bei ProSERTÃO im Arbeitsbereich CAPACITAR (Befähigen) angegliedert und bietet ein Masterstudium in biblischer Leiterschaft an. T-Link hilft uns, unserer Vision für den Sertão näherzukommen, und zwar wie folgt:
Zum einen decken wir damit die Bedürfnisse der lokalen und regionalen Leitenden nach Weiterbildung ab und zugleich können wir unsere eigenen Lehrpersonen und Pastoren für den Theologisch-missiologischen Grundkurs (CMM) höher qualifizieren. Zweitens bietet T-Link eine praktische Ausbildung zur Entwicklung von Führungskompetenzen an. Die Teilnehmenden erarbeiten konkrete Veränderungen in verschiedenen Lebens- und Dienstbereichen und lernen dadurch, biblische Leitung zu praktizieren. Ziel ist es, dass so im Sertão gesunde Gemeinden entstehen. Und drittens werden nach dem Prinzip von 2.Timotheus 2,2 Pastoren und Leitende selber geschult und gleichzeitig angeleitet, wiederum anderen Pastoren und Leitenden weiterzugeben, was sie gelernt und erfahren haben. Auf diese Weise werden die Leitenden, die das Programm absolviert haben, zu Mentoren für andere, welche es durchlaufen wollen.
Nach anderthalb Jahren Zusammenarbeit haben wir schon drei Absolventen, die sich diese Leitungskompetenzen angeeignet haben. Erfreut können wir feststellen, dass in ihrem Leben und ihrem Dienst bereits Früchte dieser Ausbildung zu sehen sind.
Anderson B. (Bereichsleiter CAPACITAR)
