«Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Wenn du weit gehen willst, geh zusammen mit anderen.» Dieses weise Sprichwort aus Afrika spiegelt etwas von dem, was zum Kern von ProCONNECT gehört.
In den vergangenen Monaten erlebten wir das «Zusammen-Gehen» in den Agape-Treffen für Leitende aus Migrations-Kirchen in Zürich und der Region, wir erlebten es im Workshop für Migranten-Schlüsselpersonen zum Thema: «Das heilsame Evangelium für eine traumatisierte Welt», wir erfahren es an den monatlich stattfindenden Hoffnungsabenden in der sozial-diakonischen Arbeit Linde Zürich und an den Bibel-Entdecker-Abenden, die aus dem Hoffnungsabend entstanden sind. Und wir schätzten das Zusammenarbeiten an zwei Anlässen der Schweizerischen Evangelischen Allianz interkulturell: Im August die Konferenz «Catch the vision» für Christen mit Migrationshintergrund und Ende November die Interkulturelle Konferenz in Zürich.
Gemeinsam üben und lernen
Interkulturell gemeinsam gehen, also zusammen auf Gottes Wort hören, beten, vorbereiten, durchführen, auswerten, Schlüsse ziehen, planen … braucht mehr Zeit, ja, auch mehr Geduld. Aber es bringt uns weiter, denn es ist vielfältiger abgestützt und ein spezieller Segen Gottes liegt darin, wenn wir um ein Miteinander ringen, gerade wenn sich Hindernisse in den Weg legen. Natürlich bringt uns das gemeinsame Unterwegssein, speziell über Kultur- und Sprachgrenzen hinweg, auch an Grenzen. Unterschiedliches Verständnis von relevanten Werten und folgerichtiges Handeln können Spannungen auslösen. Eigene Werte werden hinterfragt, die Versuchung ist da, andere mit ihren Werten zu verurteilen. Auch das gehörte zum Erleben im ProCONNECT während der letzten Monate. Doch es ist normal und ganz gesund, wenn wir üben, damit gut umzugehen.
Wir müssen gemeinsam lernen, uns an Gottes Werten, die wir in der Bibel finden, zu orientieren. Es sind die Werte, welche eine christliche Gemeinschaft ausmachen, wie Vergebung, Geduld, Grosszügigkeit, Respekt, Demut, Gastfreundschaft, soziale Gerechtigkeit, … zusammengefasst: Agape-Liebe. Lebenslang sind wir als Christen in der Jesus-Schule und lernen von ihm und voneinander. Diese Tatsache entlastet und fordert heraus.
Auf der Suche – aber niemand sagte etwas
Kürzlich erzählte eine junge Frau mit Migrationshintergrund aus ihrem Leben. Sie wuchs in Europa in ihrer muslimischen Familie auf und habe sich insgeheim immer danach gesehnt, Jesus Christus kennenzulernen. Doch, so sagte sie, während vieler Jahre habe ihr diesbezüglich niemand Fragen gestellt oder ihr von Christus erzählt, obwohl sie verschiedene Kirchen besuchte. Erst nach einer langen Zeit habe sie direkt zu Gott geschrien und um Klarheit gebetet, ob dieser Jesus real sei. Und – er hat sich ihr gezeigt.
Die junge Frau hat den christlichen Glauben angenommen, aber leider, so sagte sie, habe ihr niemand geholfen, eine Nachfolgerin von Jesus zu werden. Heute ist sie so sehr von Gott und seinem Wirken überzeugt, dass sie überall, wo es Gelegenheiten gibt, darüber mit Menschen ins Gespräch kommt.
Die Erfahrung jener Frau geht mir nach. Und ich stelle mir Fragen: Wie viele Menschen wie diese junge Frau gibt es in unserem Umfeld, die sich nach Begegnungen sehnen, wo der Glaube ein Thema wird? Warum sind wir Christen in der Schweiz so zurückhaltend, ja sogar ängstlich, mit anderen Menschen über unseren Glauben zu reden? Wie helfen wir Menschen – mit und ohne Migrationshintergrund – die sich für den christlichen Glauben interessieren und Jesus kennenlernen und ihm nachfolgen möchten? Wo und wie suchen wir hier das «Zusammen-Gehen», um weiterzukommen in unserem Auftrag, den Gott seiner Gemeinde anvertraut hat?
Habt Mut und wagt das Gespräch!
In unserer westlichen Kultur gilt es beinahe als Tabubruch, wenn jemand über seinen Glauben zu sprechen beginnt. Doch bei Muslimen ist das anders. Der Glaube gehört bei ihnen zum alltäglichen Leben und sie sprechen gerne darüber. Ich merke immer wieder, wie sie es schätzen, wenn sie auf Einheimische treffen, die an Gott glauben. Doch wie soll so ein Gespräch ablaufen?
ProCONNECT hat vor ein paar Jahren eine Broschüre zum Thema «Christen begegnen Muslimen» herausgegeben. Sie ist nun aktualisiert, neu gedruckt und ergänzt mit einem weiteren Kapitel und kann bei SAM global bestellt werden. Bei Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.
An der Interkulturellen Konferenz im November kam das empfehlenswerte Buch «Muslime begegnen Jesus und folgen ihm nach» von Egzon Shala/Mitwirkung von Yassir Eric heraus. Es ist ein praktisches, 63-seitiges Handbuch für interkulturelle Begleitpersonen und Mitarbeitende von lokalen Kirchen und Organisationen. Thematisiert werden: Jüngerschaft, Taufe, Geschichten von Konvertiten, das Asylverfahren in der Schweiz, Glaubenswechsel etc. Das Buch kann unter dem Link https://www.each.ch/aktuellethemen/glaubenswechsel/ bestellt werden.
Am 1. April findet in Biel ein informativer Anlass für interkulturelle Begleitung statt: https://interculturel.info/veranstaltung/interkulturelle-christliche-tagung-01-04-20252025/
Gerne lassen wir uns vom ProCONNECT in Gruppen und Kirchen einladen, um unsere Erfahrungen zu teilen. Meldet euch bei: rahel.strahm@samglobal.org
Herzlichen Dank für alles Interesse, für jedes Gebet und für die finanzielle Unterstützung.
Rahel Strahm, Leitung ProCONNECT