Burkina Faso

Zusammenarbeit über Grenzen hinweg

15.2.2023
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10
Min.
Silvain und Jokébed mit Schnee, Bergen und See im Hintergrund

Sylvain M. war von September 2011 bis Oktober 2022 Koordinator des Netzwerks christlicher Schulen (AESEB) in Burkina Faso. Nun ist er von der Association of Christian Schools International (ACSI) zum Koordinator für das frankophone Afrika ernannt worden. Um diese Aufgabe besser erfüllen zu können, unternahm er mit seiner Frau Jokébed einen Arbeitsbesuch in Europa, d.h. in Frankreich, Deutschland und der Schweiz.

Sylvain schreibt: «ACSI ist eine führende christliche Organisation zur Förderung der christlichen Erziehung, der Bildung und der Entwicklung von Ressourcen für qualitativ gute Schulen und gut ausgebildete Lehrpersonen. Sie stützt sich dabei auf drei Grundpfeiler: die Entwicklung einer auf Christus zentrierten und qualitativ hochwertigen Bildung; diese christliche Bildung verfügbar und zugänglich zu machen und sie heute und morgen zu fördern und zu schützen.

Als ACSI-Koordinator für das frankophone Afrika sind meine Aufgaben:

  • Die Stärkung / Unterstützung von nationalen Vereinigungen christlicher Schulen im frankophonen Afrika durch Schulungen, Beratung, Besuche usw. Tatsächlich gibt es derzeit in neun Ländern im französischsprachigen Afrika nationale Verbände christlicher Schulen. Vier von ihnen brauchen mehr Begleitung, um effektiver zu werden.
  • Verbreitung der Vision einer auf Christus zentrierten Bildung durch Vorträge, Podiumsdiskussionen, christliche Bildungskonferenzen usw. Dazu kommen Veranstaltungen auf kontinentaler Ebene.
  • Nationale Leitende suchen, ausbilden und einsetzen, um wirksame christliche Schulverbände zu bilden. Das frankophone Afrika hat noch zehn weitere Länder, die keine nationalen Verbände christlicher Schulen haben.
  • Förderung der auf Christus zentrierten Bildung durch Fürsprache bei der Kirche, beim Staat sowie bei technischen und finanziellen Partnerorganisationen.
  • Bereitstellung von Bildungsressourcen für französischsprachige afrikanische christliche Lehrpersonen. Im frankophonen Afrika herrscht ein grosser Mangel an Ausbildungsmaterial.

Sylvain und Jokébed in der Homebase von SAM global in Winterthur

Wertvolle Begegnungen
Daniel N. war mehr als 15 Jahr lang der Leiter von ACSI für das frankophone Afrika. Unser Besuch bei ihm in Frankreich diente zur kompletten Übergabe der Arbeit. Ich konnte von seiner Erfahrung profitieren und die Zusammenarbeit und die unterschiedlichen Beziehungen zwischen ACSI und den verschiedenen Ländern des frankophonen Afrikas und zu bestimmten Organisationen besser verstehen. In Frankreich haben wir auch meine jüngere Schwester besucht. In Deutschland haben wir uns mit der Organisation Coworkers getroffen. Ich habe bereits mit ihnen gearbeitet und wollte Partnerschaftsmöglichkeiten für meinen neuen Dienst erkunden.

Ausflug in die Berge zusammen mit Andreas und Irène Zurbrügg

Sogar ein Ausflug war mit dabei
Dann ging es weiter in die Schweiz zu Familie Zurbrügg. Wir diskutierten über die Unterstützung von SAM global und konzentrierten uns auf die Aktivitäten und Berichterstattung im Jahr 2023. Neben der Arbeit unternahmen wir einen Ausflug in die Berge. In Winterthur konnten wir den Hauptsitz von SAM global besuchen und dem interessierten Team unsere Arbeit vorstellen. Da kamen wir auch in Kontakt mit einer christlichen Organisation in Brasilien (www.atuacaoglobal.org.br), die über Lehrmaterial verfügt, das für uns spannend sein könnte.

Und schliesslich reisten wir zu JMEM nach Burtigny, wo wir über Strategien zur Begleitung der frankophonen Länder Afrikas nachdachten. Wir sind sehr dankbar für diese Reise, auf der wir grossartige Männer und Frauen getroffen haben, und die die persönlichen Beziehungen und die geistliche Verbindung in den Partnerschaften gestärkt hat.»
Sylvain M., Koordinator von ACSI für das frankophone Afrika

Humanitäre Organisationen öffnen Schulen für intern Vertriebene

Konsequenzen auch für die Kirche

In Burkina Faso verschlechtert sich die Sicherheitslage in gewissen Gebieten stark. Die Sicherheitskräfte, der Bildungssektor, Non-Profit-Organisationen, andere Unternehmen und auch Zivilisten werden immer häufiger zum Ziel terroristischer Aktionen. Das hat auch Konsequenzen für die EE/SIM und ihre Werke. Die Evangelische Kirche (EE/SIM) wurde 1930 in der östlichen Region Burkina Fasos gegründet und hat 1’304 Kirchgemeinden, 25 Nebengebäude, 1’003 Pastoren und 157 Hilfspastoren. Der erste Anschlag, bei dem Pastor Tindano O. in Sebba getötet wurde, geschah im Jahr 2020. Dann wurde die Kirche von Gayeri im Dorf Hiantoukoura während eines Gottesdienstes überfallen und 12 Mitglieder getötet. Im Jahr 2021 wurden die Gebäude der Bibelschule Nindangou geplündert und ein Teil ihrer Bibliothek niedergebrannt. Im Dezember 2021 entkam der nationale Präsident der EE/SIM knapp einer Entführung in seinem Heimatdorf. Im November 2022 wurde die Bibelschule Nadiaboanli in Tapoa angegriffen und musste verlegt werden. Einige Tage später wurde der nationale Präsident der EE/SIM unterwegs von Terroristen gefangen genommen, dann jedoch wieder frei freigelassen.

Folgen für die Kirche und ihre Aktivitäten
Diese Sicherheitskrise trifft die Kirche hart: 45 Gläubige und 3 Pastoren wurden getötet und ein Pastor entführt. 517 Ortskirchen mussten geschlossen werden und 69 wurden geplündert oder niedergebrannt. Zwei Zentren für die Förderung von Kindern sowie eines für Menschen mit Einschränkungen wurden niedergebrannt. Zwei Sekundarschulen und vier Grundschulen mussten ebenfalls geschlossen werden. 418 Pastoren und 3’448 christliche Familien wurden vertrieben, was eine Gesamtzahl von 21’827 Menschen ergibt.

Viele Menschen mussten aus gefährlichen Gebieten fliehen

Den Widerständen trotzen
Die Kirchenleitung hat die Pastorenangewiesen, die Mitglieder geschlossener Kirchen zu ermutigen, sich weiterhin in Hausgruppen zu treffen. Einige Kirchgemeinden haben die Gottesdienstzeiten geändert oder sie verkürzt. Sie bleiben dran mit Fasten und Gebet, damit wieder Frieden einkehren möge. Die Vertriebenen werden besucht und ermutigt. Die Bibelschulausbildung geht an anderen Orten weiter, um Leitungspersonen auszubilden und die Kirchenmitglieder in der Nachfolge Jesu zu fördern. Und es werden Speicherkarten mit aufgenommenen Predigten und Unterrichtslektionen verbreitet. Die Kirche leistet ihren Beitrag im Blick auf Dialog und Mediation und führt Schulung zur Traumabewältigung durch. Die nicht betroffenen Kirchgemeinden helfen mit finanzieller Unterstützung, mit Nahrungsmittel- und Kleidungsspenden. Die SIM und SAM global bieten auch vielfältige Unterstützung.
Die betroffenen Verantwortlichen und die Studierenden an den Bibelschulen sind sehr ermutigt, die Mobilisierung der gesamten Kirche und ihrer Partnerorganisationen zu sehen. Das hat sie gestärkt und sie sind entschlossen, weiterzumachen.

Die Situation am CEFM ist im Vergleich zu anderen Schulen stabil. Der Unterricht läuft weiter, aber die Bedrohung ist erheblich. So sind die Tore nach 19 Uhr verriegelt. Wir beten intensiv und setzen unser Vertrauen auf Gott.
Jonathan O., Direktor CEFM

Ausbildung von Weber/innen am CEFM

Aufbau von Erwerbstätigkeiten (AGR)

Die Ausgangslage in der Landwirtschaft ist schwierig: trockene Anbauflächen, wenig und ungleichmässig verteilter Niederschlag, traditionelle Landwirtschaft mit rudimentären Mitteln wie der Spitzhacke. Die Feldbearbeitung erfolgt während sechs Monaten und bringt nur eine geringe landwirtschaftliche Produktion hervor. Die Familien damit das ganze Jahr ernähren zu können, ist nicht möglich. Das führt zu Armut, zu individuellem und kollektivem Leid, das sich negativ auf das soziale, wirtschaftliche und spirituelle Leben auswirkt.

Ackerbau und Tierzucht zusammen machen den Unterschied
Die Aufzucht von Tieren ist eine Aktivität, die an unser Umfeld angepasst ist und traditionell praktiziert wird. Mit Ochsen beispielsweise ist es möglich, den Pflug zu nutzen und die Anbauflächen zu vergrössern. Mit dem Mist wird der Boden angereichert und die Erträge nehmen zu. Die Reststoffe des Ackerbaus können für die Tiermast genutzt werden. Mit dem Erlös von verkauften Tieren kann wieder investiert und die Bedürfnisse der Familie abgedeckt werden.

Pastor T.L. mit seinen wertvollen Tieren

Hoffnungsvolle Entwicklung
Diese Projekte haben einen Zyklus von 12 Monaten und ermöglichen es den Landwirt/innen, das ganze Jahr über zu arbeiten und das Einkommen deutlich zu steigern. Mit guter Verwaltung können diese Projekte zur Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln beitragen. Eine Landwirtschaft, die sich lohnt, kann auch für junge Leute wieder interessant sein und die Abwanderung verhindern. So wollen wir den gegenwärtigen negativen Trend umkehren und das Leben der Menschen hier in sozialer, wirtschaftlicher und spiritueller Hinsicht verbessern. Ein Teil der erhaltenen Unterstützung wird zurückbezahlt, damit auch andere von der Unterstützung profitieren können. Dadurch werden Solidarität und Nachhaltigkeit gefördert.

Pastor O.M. betreibt eine Geflügelzucht

Risiken möglichst minimieren
Ungenügende oder schlecht verteilte Regenfälle können den Erfolg des Projekts negativ beeinflussen, ebenso der Verlust von Tieren durch Krankheit oder Diebstahl. Unglückliche soziale Ereignisse können die Rückzahlung verhindern. Nicht alles steht in unserer Hand, aber die möglichen Massnahmen werden ergriffen wie beispielsweise eine enge Zusammenarbeit mit den Tierärzten und das besondere Augenmerk auf der Pflege der Tiere.

Wichtig für die Würde der Menschen
Der klare Wunsch von SAM global, einkommensschaffende Aktivitäten zu unterstützen, berührt mich. Andere Partnerorganisationen investieren viel, um Menschen in Not zu ernähren. Das ist an sich eine gute Sache, aber es ist weit davon entfernt, ein Faktor zur nachhaltigen Entwicklung zu sein. Es schafft auf lange Sicht eine Abhängigkeit, indem die Menschen sich auf andere verlassen und nicht mehr selbst arbeiten. Diese Initiative erweitert den Horizont und zeigt die Notwendigkeit, dass alle arbeiten und sich ihren Lebensunterhalt in Würde verdienen können.
Pierre M., Leiter von Tin Naabi

Vielen Dank für euer Interesse und eure Unterstützung!
Andreas Zurbrügg, Länderverantwortung Sahel

SAM global
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