Nepal

Begeistert vom kinderfreundlichen Unterricht

9.10.2023
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5
Min.
Ein nepalesisches Mädchen

Offene Türen für eine Zusammenarbeit

In gespannter Erwartung, wie Gott mich führen und welche Einblicke er uns als SAM global in Nepal geben würde, verabschiedete ich mich am Sonntagnachmittag Ende August am Flughafen Zürich von meiner Familie. Über Dubai flog ich nach Kathmandu und etwa 16 Stunden später konnte ich dankbar mein Zimmer im Guesthouse beziehen.

Am nächsten Tag ging es mit einem Propeller-Flugzeug und Pickup in das abgelegene Hinterland, wo unsere neue Partnerorganisation ein Krankenhaus betreibt. Dieses Krankenhaus bringt Hoffnung in diese abgelegene Region und versorgt jedes Jahr fast 100’000 Menschen, die oft weite Fussmärsche hinter sich haben, um ärztliche Hilfe zu erhalten. Wir haben in den letzten News darüber berichtet. Nun haben wir eine Zusammenarbeit mit ihnen vereinbart und SAM global hat jetzt die Möglichkeit, qualifizierte Lehrpersonen und medizinisches Personal zu entsenden. Das ist eine sehr gute Neuigkeit und wir hoffen, dass sich geeignete Personen melden. Genauere Angaben dazu werden demnächst auf unserer Webseite erscheinen.

Christen mitten im Urwald

Meine nächste Station war eine kleine Kirchgemeinde im abgelegenen Dschungel. Ein Nomadenstamm ist sesshaft geworden und steht nun vor der grossen Herausforderung, genug Einkommen für den Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Und dabei mangelt es auch so nicht an Schwierigkeiten, beispielsweise durch Erdrutsche, Affen, die die Früchte stehlen oder die Gefahr durch Tiger. Kürzlich wurde das Mädchen einer Familie auf dem Weg von Haus zu Haus bei Dämmerung von einem Tiger getötet.
Die Menschen haben den Dachverband der lokalen Kirchen um Hilfe gebeten und es wurde die Idee eines staatlich anerkannten Kurzlehrgangs für jeweils 20 Frauen und 20 Männer dieser Gemeinschaft diskutiert. Die Männer würden als einfache Elektriker ausgebildet, die Frauen für das Gastgewerbe oder in Kindergärten. SAM global hat beschlossen, eine neue Partnerschaft mit diesem nepalesischen Kirchenverband einzugehen und sie in ihrem Engagement zu unterstützen. Das Projekt wird bald starten, die Planungen sind bereits im Gange.

Beeindruckende Arbeit

Ein bedeutender Teil meiner Reise war dem Besuch und der Bewertung des laufenden Projekts ProEDUCATION gewidmet. Seit fast drei Jahren unterstützen wir dieses lokale Lehrerseminar, das Kindergärtnerinnen ausbildet und mit örtlichen Kindergärten und Schulen zusammenarbeitet. Ich war beeindruckt von der Arbeit, die die Mitarbeitenden von ProEDUCATION in der neuen Ausbildungseinrichtung in Pokhara leisten und von dem, was sie bereits erreicht haben. Die besuchten nepalesischen Schulen haben ihr System und ihre Schulgebäude an diese innovative, kinderfreundliche Unterrichtsmethode angepasst und sind begeistert davon.

Die Leitungspersonen der Schulen äusserten den Wunsch, dass ProEDUCATION auch Ausbildung für ihre Primarlehrpersonen anbieten sollte. Da die Mutterorganisation von ProEDUCATION in Nepal bereits Erfahrung in diesem Bereich hat, kann dies relativ einfach umgesetzt und multipliziert werden. Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts ist die Steigerung der Wirtschaftlichkeit. Im Gespräch mit Pradip, dem Leiter von ProEDUCATION, haben wir festgestellt, dass die Unterrichtsklassen jeweils mehr Lehrpersonen in Ausbildung haben sollten, um höhere Einnahmen bei praktisch gleichen Ausgaben zu erzielen. Eine weitere Zielgruppe, neben der Weiterbildung für bereits praktizierende Lehrkräfte, sind Schulabsolventinnen, die den Beruf der Kindergärtnerin ergreifen möchten. Auch hier konnte ich es als B4T-Enthusiast nicht unterlassen, mit dem Leiter über Marketingstrategien nachzudenken. Auf diese Weise wird ProEDUCATION hoffentlich in zwei Jahren finanziell unabhängig von Spenden sein. So könnte sich SAM global mit ProEDUCATION auf neue Einsatzgebiete in anderen, weiter entfernten Provinzen konzentrieren und diese wichtige Arbeit multiplizieren. Wir sind derzeit dabei, die konkreten Schritte für die Zukunft auszuarbeiten.

Die Fühler ausstrecken

Neben diesen Projekten hatte ich auch die Gelegenheit, verschiedene Menschen zu treffen. Da SAM global derzeit keine eigenen Einsatzleistende vor Ort hat, ist es für uns von grosser Bedeutung, ein tiefes Verständnis für Nepal, seine Kultur und Herausforderungen zu entwickeln. Daher suchen und pflegen wir aktiv die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch mit anderen Expats und Organisationen vor Ort. Denn unsere Arbeit besteht nicht darin, eigene Projekte zu kreieren und durchzuführen, sondern vielmehr darin, uns von Gott leiten zu lassen und uns für das einzusetzen, was er für uns vorgesehen und vorbereitet hat.

Nach knapp zwei Wochen begab ich mich auf eine weitere etwa achtstündige Busreise über holprige und staubige Strassen zurück in Richtung Hauptstadt. Ich war voller Dankbarkeit, drei konkrete Projekt-Engagements «im Gepäck» zu haben. Nach einigen letzten wertvollen Treffen bestieg ich das Flugzeug, zusammen mit zahlreichen nepalesischen, meist jungen Männern, die ihr Land für mehrere Jahre ins Ungewisse verlassen, um Geld aus verschiedenen Ländern (oftmals Golfstaaten) nach Hause zu schicken. Dies geschieht oft zu einem hohen Preis, da Väter ihre Familien zurücklassen und nur «online» erleben können, wie ihre Kinder in Nepal aufwachsen. Ein Grund mehr für unser Engagement.

Herzlichen Dank für euer Interesse und eure Unterstützung.
David Keller, Länderverantwortlicher Asien

SAM global
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