Nepal

Das Land und offene Türen entdecken

20.10.2022
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5
Min.
Eine Gruppe von Nepali-Frauen auf einer Hängebrücke

Letzten Monat konnte ich endlich meine erste Nepal-Reise als Länderverantwortlicher von SAM global unternehmen. Zwar kannte ich Nepal bereits ein wenig, da ich vor 23 Jahren für einen Monat als Trekking-Tourist dort war, doch diese Reise sollte ganz anders werden: Ich wollte Land und Leute, die Kultur und das Leben in Nepal etwas genauer kennenlernen.

Selbstverständlich war ein weiterer Schwerpunkt, das Team und die Arbeit von ProEDUCATION endlich persönlich (und nicht nur virtuell) kennenzulernen. Da wir als SAM global unseren Auftrag auch in Nepal sehen, wollte ich herauszufinden, wo Gott uns teilhaben lassen möchte. Ich erlebte während der gut zweiwöchigen Reise Gottes Führung und auch seine Bewahrung.

Ein wenig Geld verdienen mit schwerer Arbeit

Die Menschen brauchen Hoffnung und eine Perspektive

Gewisse Regionen in Nepal könnten genauso in der Schweiz liegen, anderes ist wieder total verschieden. Beides sind Binnenländer, eingeklemmt zwischen Weltmächten. Die Nepali haben den Himalaya, wir die Alpen. Auch die Flagge von Nepal passt genauso wenig ins genormte Standard-Rechteck-Layout für Flaggen wie unsere Schweizerfahne.

Hauptreligion ist der Hinduismus mit 33 Mio. Götter (während es 29 Mio. Nepali gibt) – für mich eine enorm schwierig durchschaubare Religion. Der Übergang von Hinduismus zu Buddhismus scheint in diesem Land fliessend zu sein. Man kennt die farbigen Fähnchen, die im Himalaya wehen und so die Gebete hinaustragen sollen. Oder die Gebetsmühlen, welche die Gläubigen anstossen und so die darauf geschriebenen Gebete in Umlauf bringen. Auch die allgegenwärtigen Augen von Buddha findet man gleich neben der hinduistischen bläulichen Gottheit Shiva.

Buddhistische Gebetsmühlen

Die Christen erlebte ich als klar, aber auch recht vorsichtig. Denn Nepal verbietet seit fünf Jahren jeglichen Religionswechsel. Dabei wird stark darauf geachtet, dass niemand versucht, eine andere Person für einen solchen Wechsel zu motivieren. Was die Christen tun können, ist, einfach ihre persönliche Geschichte mit Gott zu erzählen und ein Zeugnis zu sein.

Die Christen müssen vorsichtig sein

Noch nie war ich in einem Land, das einen so starken Exodus von jungen Menschen erlebt. Wahrscheinlich jede zweite oder dritte Familie hat ein Mitglied im Ausland. Es ist der grösste Wunsch der jungen Nepali, im Ausland zu arbeiten. Die Chancen sind gut, denn viele Länder (z.B. Indien, die Golfstaaten, aber auch Europa, Amerika oder Australien) werben um sie, oft jedoch als günstige Arbeitskräfte. Die Überweisungen zurück an ihre Familien in Nepal machen satte 25% des gesamten BIP von Nepal aus.

Ein Gefäss mit «leuchtendem Inhalt»

Ich habe mich sehr über die Leute, die Arbeit und die Fortschritte von Pro-EDUCATION gefreut. Zusammen haben wir in den letzten zwei Jahren, trotz Covid-19, ein Team (und ein Büro) in Pokhara aufbauen können, Schulungen mit einigen Schulen in dieser Region durchführen und eine Werkstatt für pädagogische Spielsachen für Kindergartenkinder einrichten können. Es war super, einige Zeit mit dem Leiter der neuen Filiale, Pradip, zu verbringen. Er selber hat eine sehr berührende und beeindruckende Geschichte, wie er zum Glauben gekommen ist. Er hat alles aufgegeben, um Jesus nachzufolgen. Gott hat ihm eine neue Familie geschenkt, aber der Schmerz über den hohen Preis war unverkennbar. Pradip ist ein engagierter Manager, der die Schule vorwärtsbringen möchte und auch das Zeug dazu hat. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.

Gott lädt uns ein

Ich bin dankbar für die vielen geführten Kontakte, die ich zu Leuten und Organisationen haben konnte. Ich kann noch keine definitiven neuen Projekte benennen, doch es wird uns möglich sein, wieder Leute nach Nepal zu senden. Besonders medizinisches Personal und Lehrpersonen, aber auch Informatiker/innen können sich gerne melden. Einsatzmöglichkeiten sehe ich momentan in der Stadt oder auch einem abgelegenen Gebiet. In der nächsten Zeit werden wir als SAM global beten und darüber diskutieren, wie und wo wir uns engagieren sollen. Wir freuen uns sehr, dass Gott uns einlädt, mit ihm mitzuarbeiten, und wir sind gespannt, wie er uns in den nächsten Monaten führen wird.

Schulung einer Dorf-Frauengruppe, weit weg von der nächsten Stadt

Riesiger Bedarf an Verdienstmöglichkeiten

Ich weiss nicht, ob es an meinen «Ohren» liegt, aber ich habe die lokalen Leute immer und immer wieder nach B4T schreien hören. Die jungen Menschen suchen nach einer guten Arbeitsstelle oder nach einer Businessmöglichkeit, durch die sie befähigt und ausgerüstet werden, ein Einkommen zu generieren und für andere zum Segen sein können. Selbstverständlich kann in einer Unternehmung auch Jüngerschaft gelebt werden. Es scheint jedoch, dass die Christen in Nepal noch häufig Business nicht als Berufung oder Dienst ansehen. Ich habe mich mit einheimischen Businessleuten, Netzwerken und ausländischen Unternehmer/innen getroffen. Leider ist das Land nicht sehr offen für Unternehmertum und es werden einem viele Steine in den Weg gelegt. Doch besonders die Jugend rechnet damit, dass diese Situation sich bald verbessern wird.

Vielen Dank allen, die mitgebetet haben. Ich bin überzeugt, dass Gott etwas vor hat mit uns in Nepal. Weil er uns an der Hand hält, können wir fröhlich und mutig weitergehen. Danke, wenn ihr mit uns mitgeht.

David Keller, Länderverantwortlicher Asien

SAM global
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