Das Leben in Nepal ist hart. Beispielsweise gibt es im gebirgigen Land immer wieder Naturkatastrophen. Die Kluft zwischen Armut und Überfluss, Hoffnungslosigkeit und Erfolg ist nicht kleiner geworden, und die grossen Unterschiede und scheinbaren Möglichkeiten sind – dank Smartphone und Internet – für jedermann offensichtlich.
Dies kreiert sowohl positive wie auch negative Dynamiken und Möglichkeiten. So erlebt Nepal eine unglaubliche Abwanderung der jungen, arbeitswilligen Generation ins Ausland: Indien, die Golfstaaten, aber auch Europa locken. Auch beim Bau der verschiedenen Stadien der Fussball-WM in Katar im vergangenen Dezember haben viele nepalische Hände mitgearbeitet.
In Nepal ist der Samstag der freie Tag. So feiern die Christen auch am Samstag ihre Gottesdienste. Am Sonntag wird normal gearbeitet. Christen müssen mit Worten sehr zurückhaltend sein, was die Weitergabe der Guten Nachricht anbelangt. Also ist es sehr wichtig und eine Chance, den Glauben in persönlichen Beziehungen vorzuleben und Gottes Liebe weiterzugeben.
Ausbildung verbessern, Beziehungen aufbauen
Vor diesem Hintergrund arbeiten wir seit zwei Jahren mit unserer Partnerorganisation im ProEDUCATION zusammen. Seit dem Beginn im Jahr 2021 ist bereits eine Werkstatt für pädagogisch wertvolle Spielsachen für Kindergarten- und Primarschulkinder sowie eine neue Seminar-Zweigstelle für Lehrpersonen für Kindergarten und Primarschule in einer anderen Stadt entstanden. Im vergangenen Jahr konnten so bereits 126 Lehrpersonen – fast alles Frauen – in kindgerechtem Unterricht aus- und weitergebildet werden.
Der Seminarleiter P. zeigte mir verschiedene Schulen, mit denen ProEDUCATION zusammenarbeitet und sie darin unterstützt, ihre Lehrmethoden und Schulzimmer kindgerecht zu gestalten. Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Eltern der Kinder. Häufig wollen sie noch immer, dass die Kleinkinder schnellstmöglich auswendig Texte und Rechnungen aufsagen können. So sind sie es gewohnt. Damit auch bei ihnen ein Umdenken stattfindet, führt ProEDUCATION Elternseminare an Schulen durch.
Beeindruckend war der Besuch bei einer christlichen Schule, die gerne die Dienste von ProEDUCATION in Anspruch nehmen würde. Noch fehlen die nötigen Finanzen dafür, sind doch die Kurse und Dienstleistungen von ProEDUCATION für die Schulen kostenpflichtig. Aber die Frau von P. ist selbst als Waisenkind im Kinderheim, das zu dieser Schule gehört, aufgewachsen und hat dort Jesus in ihr Herz aufgenommen. Die Verbesserung der Ausbildung ist ihr ein grosses Anliegen. Das Potenzial einer guten christlichen Schule ist riesig. So haben wir zusammen darüber nachgedacht und sind immer noch am Abklären, wie eine Zusammenarbeit möglich und vor allem nachhaltig werden könnte. Das ist eine spannende und herausfordernde interkulturelle Aufgabe.
Offen für Gottes Führung
Unter den verschiedenen Kontakten, die ich auf meiner Reise knüpfen konnte, ist auch eine nepalische Organisation, mit der wir verschiedene Möglichkeiten sehen, um eine nachhaltige und solide Partnerschaft aufzubauen. Um diese Arbeit besser kennenzulernen, reiste ich einen Tag lang mit Flugzeug und Pickup ins westliche Hinterland, wo diese Organisation ein Spital, eine Radiostation und verschiedene Projekte in Dörfern betreibt. Gemeinsam mit dem langzeitlichen deutschen Volontär berieten wir, wo und wie eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Einheimischen Sinn machen könnte. Wir bleiben dran und freuen uns, wenn Gott eine Türe auftut und wir Teil sein können, dass Licht in die Situationen der Nepalis kommt.
Zwei Tage unterwegs mit gebrochenem Arm
Der 11-jährige Bhim war auf dem schmalen Schulweg unterwegs, als er einen Abhang hinunterstürzte und sich den Arm brach. Sein Vater arbeitet wie viele als Tagelöhner in Indien und schickt nur ab und zu Geld an die Familie. Die Mutter versucht ihre Kinder so gut es geht mit einem eigenen Garten über die Runden zu bringen, doch sie hat keine Reserven. Trotzdem machte sie sich mit ihrem Sohn auf die zweitägige Reise ins Spital, wo er eine professionelle Behandlung erhielt, obwohl sie sie nicht bezahlen konnten.
Durch die grosszügigen Spenden konnten wir uns mit Geldern aus dem «Teuerungsfonds» schnell, unbürokratisch und direkt für 71 Menschen engagieren, die im abgelegenen Spital dringend benötigte Behandlungen und Betreuung vergünstigt oder kostenlos erhielten.
Zusammen arbeiten
«Hätten sie eine gute Arbeit, würden nicht so viele Nepalis von ihren Familien weg ins Ausland gehen.» Das ist die Aussage, die man immer wieder hört. Die Lösung dieses Problems ist nicht einfach, aber sicherlich kann B4T und Kleinbusiness-Initiativen für Familien hier einen Beitrag leisten. Und die Menschen kommen durch Beziehungen mit Christen mit Jesus in Berührung.
So wollen wir einerseits mit lokalen Partnerorganisationen zusammenarbeiten und glauben andererseits, dass Gott auch heute noch Menschen in der Schweiz beruft für eine Zusammenarbeit mit Personen und Organisationen vor Ort. SAM global ist auf beiden Schienen aktiv. Wenn du eine Berufung und Freude verspürst für einen längerfristigen Einsatz als Pionier/in in neuen Projekten in Nepal, dann melde dich bei uns. Auch werden Fachkräfte in Medizin und Landwirtschaft für das internationale Umfeld gesucht, ebenso wie Lehrpersonen. Das Leben ist mit Jesus so viel spannender und er kann unseren Horizont sprengen, sei das im Leben in der Schweiz oder anderswo.
Herzlichen Dank für euer Interesse und eure Unterstützung.
David Keller, Länderverantwortlicher Asien