Im Zeitraum der letzten zehn Monate haben wir hier in Barras neun Praktikant:innen und Kurzzeitmitarbeitende aufgenommen, um ihnen eine Möglichkeit zu bieten, die transkulturelle Arbeit ganz praktisch kennenzulernen.
Auch in einigen anderen Regionen, in denen ProSERTÃO tätig ist, haben Bibelschüler:innen ein dreiwöchiges Praktikum absolviert. Es ist uns ein Anliegen, dass sie alle diese Zeit positiv erleben und lernen können, was es heisst, den Menschen in ganzheitlicher Weise zu dienen.
Hier in Barras hat die Gemeinde speziell zwei Unterkünfte gebaut, um solche zukünftige Mitarbeitende und Gemeindeleitende zu beherbergen. Auch sanitäre Anlagen, eine Waschmaschine und eine Küche gehören dazu. Ausser dem Mittagessen bereiten die Praktikant:innen ihre Mahlzeiten selber zu und erledigen auch ihren Haushalt als Teil des täglichen Lebens. Ausserdem erwarten wir von ihnen, dass sie Predigten und Kinderstunden rechtzeitig und gründlich vorbereiten und Besuchsdienste leisten. So sollen sie die Freuden und Leiden eines transkulturellen Mitarbeitenden oder Gemeindeleitenden möglichst hautnah erleben. Sie dienen den Menschen in den Dörfern ganz praktisch, indem sie beispielsweise mithelfen, einen Gemüsegarten anzulegen. Sie lernen, wie Vertrauen aufgebaut wird, hören zu und beten mit kranken und entmutigten Menschen.
Nachfolgend berichten Praktikant:innen selber, wie sie diese Zeit erlebt haben.
Die Menschen haben mich berührt
Mein Name ist Priscille und ich stamme aus Frankreich. Ich schätze mich glücklich, dass ich im Rahmen meines Theologiestudiums ein Praktikum von etwas mehr als sechs Monaten im Projekt ProSERTÃO in Barras absolvieren konnte. Es war eine Chance, die netten Sertanejos (Bewohnende des Sertão) zu treffen, die schöne Sprache Portugiesisch zu lernen und eine Kultur zu entdecken, die sich von meiner eigenen unterscheidet. Es waren viele Herausforderungen damit verbunden, aber diese haben mich dazu gebracht, noch mehr auf Gott zu vertrauen. Ich durfte erleben, wie er meine Gebete erhörte und bin dankbar für seine Treue. Ich habe es besonders genossen, die Bewohnenden der Dörfer zu treffen, biblische Geschichten zu teilen und mit ihnen zu beten.
Ich werde mich immer an meinen allerersten Besuch im Dorf Sapucaia erinnern. Die Reise im Toyota war lang und führte durch eine Umgebung, die für mich wie ein Dschungel aussah. Ich fragte mich, wo wir landen würden! Als wir ankamen, wurden wir von den Familien dieses Dorfes so herzlich aufgenommen, dass ich, als wir wieder weggingen, nur eines wollte: wieder dorthin zurückzukehren!
Im Laufe der Wochen verbesserte sich mein Portugiesisch. So konnte ich mit einigen Jugendlichen und einer Frau aus der Kirche einen Kinderclub in einem benachteiligten Viertel der Stadt Barras gründen. Rund ein Dutzend Kinder nahmen daran teil. Es machte mir grosse Freude, ihnen aus der Bibel zu erzählen. Einige Mütter waren ebenfalls dabei und so konnten wir auch mit ihnen sprechen und ab und zu beten. Eine Frau hat sehr gerne eine Audiobibel genommen. Es ist eine Freude, mit diesen Familien die wunderbare Hoffnung zu teilen, die wir in Jesus Christus haben.
Mein Herz ist berührt von dieser Region und vor allem von ihren Menschen. Wenn Gott es bestätigt, möchte ich später in den Sertão zurückkehren, um hier zu arbeiten.
Gott will uns im Sertão brauchen
Die Praktikumszeit im Sertão war für uns, Joadson und Laís, zweifellos ein Wendepunkt. Im Jahr 2017 begannen wir mit dem Studium am Bibelseminar. Als dann im 2018 unser Praktikum dran war, waren wir offen für das, was Gott uns zeigen würde. Schon der erste Tag im Sertão mit dem Ehepaar Martin und Susanne B. bestätigte uns, dass Gott uns tatsächlich hier gebrauchen möchte. Und heute, fünf Jahre später, sind wir dran, im Sertão-Gebiet Gemeinden zu gründen. Das ist für uns ein Privileg. Die Praktikumszeit damals hat uns sehr geholfen, Gottes Wegweisung für unser Leben zu verstehen. Dafür sind wir bis heute noch dankbar. Und es war für uns auch ein Wendepunkt im Blick auf die Art und Weise, wie wir arbeiten wollten, nämlich den Menschen in den Inlanddörfern des Sertão in ganzheitlicher Form zu dienen. Es war interessant, wie Gott unsere Herzen für eine transkulturelle Arbeit erwärmte, die den Verzicht auf unsere Familie, auf das Leben in einer grossen Stadt und auf Bequemlichkeit erforderte. Die Bedürftigkeit der Leute im Sertão, die Häuser ohne Fenster, die geistliche und physische Armut haben unsere Herzen zutiefst berührt und den Wunsch geweckt, diesen einfachen Menschen Gottes Liebe weiterzugeben und sie auf Christus hinzuweisen, der unsere tiefsten Bedürfnisse stillt und uns eine neue Lebensperspektive schenkt.
So ein Dienst müsste es sein
Nach einem dreimonatigen Einsatz ist Silas W. vor kurzem wieder abgereist. Auf die Frage, was er von diesen Monaten mitnehmen werde, meinte er:
«Die Begeisterung, die gute Nachricht von Jesus Christus den Menschen zu bringen. Ich habe Gott im Gebet gesagt, dass ich zutiefst glücklich und zufrieden sein würde, wenn ich eines Tages eine ähnliche Aufgabe tun könnte, wie Martin und Susanne B. es im Sertão tun.»
Silas ist in die Schweiz zurückgereist und will ab kommendem Sommer eine Bibelschule besuchen, daneben teilzeitlich arbeiten und sich für einen interkulturellen Dienst vorbereiten.
Wir sind gespannt, was Gott für Silas und die anderen Praktikant:innen vorbereitet hat. Danke, wenn ihr dafür betet und danke für alle Unterstützung.
Martin B. für das ProSERTÃO-Team