Schweiz

Gemeinsam vorwärts – auch sprachlich

11.5.2022
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6
Min.
Teambild

EDIT 8.6.22: Unsere überdachte Entscheidung findest du hier. Herzlichen Dank für alle Feedbacks! 

Disclaimer (Stand 12.5.22): Die Umstellung vom Schrägstrich auf den Doppelpunkt hat intern und extern für Reaktionen gesorgt, welche wir ernst nehmen. Deshalb werden wir die Thematik zusammen mit dem Vorstand nochmals diskutieren. Wir sind in einem Prozess und jederzeit offen für Rückmeldungen. Es scheint sehr unterschiedliche Haltungen zu geben, welche weit über die Sprache hinausgehen. Uns ist es wichtig, dass unterschiedliche Meinungen Platz haben. Teile auch deine Meinung mit uns und sei mit dabei in diesem Prozess! Unser Ansatz 'Mit Bildung Leben verändern' soll auch für uns in der Schweiz gelten. Daher nehmen wir uns Zeit, uns noch vertiefter mit der Thematik auseinanderzusetzen, uns zu bilden, zu lernen und offen zu diskutieren. Wir melden uns wieder! Dein Kommunikationsteam

Unsere Vision

Menschen erleben Gottes uneingeschränkte Liebe, blühen auf durch angepasste Bildung und Praxis und investieren sich in andere.

Wir möchten Menschen unabhängig von Religion, Herkunft, Hautfarbe und Geschlecht dienen. Dies umfasst auch unsere Kommunikation und somit wiederum die Sprache, die wir verwenden.

Sprachliche Entwicklung

Schon seit langem nennen wir – wo aus unserer Sicht sinnvoll – jeweils die weibliche und die männliche Form, beispielsweise bei Berufsbezeichnungen. Bisher wurde die Schreibweise mit dem Schrägstrich benutzt, da diese verbreitet ist und man sich daran gewöhnt hat. Oft sieht man andernorts auch die Schreibweise mit dem Stern oder relativ neu: dem Doppelpunkt. Alle dieser Schreibformen entsprechen nicht wirklich der grammatikalisch korrekten Schreibweise, bei welcher beide Formen, also weiblich und männlich, auszuschreiben wären (bspw. Kollegen und Kolleginnen).

Braucht es jeweils beide Nennungen?

Früher wurde bei vielen Berufsbezeichnungen in der Mehrzahl die männliche Form verwendet  (Ärzte, Leiter, Pastor etc.). Frauen, die einen solchen Beruf ausübten, waren mit angesprochen und empfanden das wohl meist auch so. Das ist heute nicht mehr unbedingt der Fall. Es gibt viele Ärztinnen, Leiterinnen und Pastorinnen, und sie möchten auch so genannt werden.

Eine Studie von Kollmayer et al. (2018)1 hat  gezeigt, dass sich Frauen durch eine inklusive Sprache mehr angesprochen fühlen, als wenn nur die männliche Form verwendet wird.2

Hierbei ist es jedoch so, dass jede Person dies unterschiedlich empfindet. Währenddem wir Mitarbeiterinnen haben, die sich in der männlichen Funktion inkludiert fühlen, tun andere dies nicht. Dies ist ein Spannungsfeld, in welchem wir uns befinden. Dies hat mit unterschiedlichen Prägungen, Haltungen und Erfahrungen zu tun und kann auch  mit den Generationenunterschieden zusammenhängen.

Wir wollen gegenüber allen Personen jeden Alters wertschätzend auftreten und keinen Unmut auslösen – gleichzeitig ist es für uns als Organisation extrem wichtig, dass wir auch junge Frauen für unser Anliegen begeistern können. Und dazu sind wir überzeugt, dass wir auch die weibliche Form nennen müssen, um dies zu erzielen.

Wieso dieser Doppelpunkt?

Wie oben bereits erwähnt ist die Sprache für die inklusive Schreibweise noch nicht wirklich bereit (Schrägstrich, Stern, Doppelpunkt ...). Jeweils beide Formen ausführlich zu nennen stört aus unserer Sicht den Lesefluss und macht Texte unnötig lang. Wir haben uns vorläufig für den Doppelpunkt entschieden, da dieser aus unserer Sicht den Lesefluss am wenigsten beeinträchtigt und zudem (auch hier gehen die Meinungen auseinander) für Sprachausgabeprogramme geeigneter ist als der Schrägstrich. Der Doppelpunkt wird für Sehbeeinträchtigte jeweils als kurze Pause vorgelesen. Eine wirklich optimale Lösung scheint es nicht zu geben, aber die gewählte Lösung sorgt dafür, dass wir ganz klar – auch beispielsweise mit den Stellenausschreibungen für Auslandeinsätze – männliche und weibliche Personen ansprechen. Und dies ist uns wichtig.

Beispiel: Journalistin und Journalist schreiben wir, wenn nicht ausgeschrieben, neu so: Journalist:in (früher: Journalist/in)

Hinweis: Wo es möglich ist, wählen wir eine neutrale Form (bspw. Studierende, Mitarbeitende), um möglichst einen einwandfreien Lesefluss zu gewährleisten.

Ein offener Diskurs

Ich persönlich (Michelle) bin der Meinung, dass ein Team am besten zusammenarbeiten kann, wenn mehrere Generationen darin vertreten sind. Dies zeigten auch diverse Studien, die ich im Rahmen meiner Masterarbeit (Das Potential der Generation Y – Wie Millennials als Einsatzleistende und Spender:innen durch Non-Profit-Organisationen motiviert und gewonnen werden können) konsultierte. Es braucht alle Generationen. Und alle haben Vorzüge, Prägungen gemäss ihrer Generation und manchmal auch Vorurteile. Anstatt schnell Rückschlüsse zu ziehen, weshalb etwas entschieden wurde, bevorzuge ich eine fragende Haltung. Ein echtes Interesse an unseren unterschiedlichen Haltungen hilft, einen offenen Austausch zu pflegen und dann auch ein gegenseitiges Verständnis zu entwickeln, selbst wenn die Meinungsverschiedenheiten bestehen bleiben. Und diese fragende Haltung möchte ich auch dir gegenüber haben.

  • Was ist deine Meinung zu einer inklusiven Sprache? 
  • Welche Schreibform eignet sich aus deiner Sicht am besten?
  • Hast du Mühe damit, dass jeweils beide Geschlechterformen erwähnt werden?

Schreib mir deine Meinung auf kommunikation@sam-global.org.

Michelle Pfister
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